Familie
Die Kraft der Berührung

- Gott hat uns als Wesen geschaffen, die Sehnsucht nach Berührung haben und Berührung brauchen, um glücklich und erfüllt leben zu können.
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Wie Nähe Körper und Seele stärkt.
Eine liebevolle Umarmung durch eine nahestehende Person. Das sanfte Streicheln des Kopfes, wenn jemand traurig ist. Ein leichtes Anfassen in einem Moment der Furcht. Das freudige Sich-in-die-Arme-Fallen nach einem Torschuss. Berührungen sind so viel mehr als nur das Auslösen eines taktilen Reizes.
Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass Menschen schon im ganz jungen Alter auf vielen Ebenen profitieren, wenn sie von anderen berührt werden. Frühchen nehmen besser zu, Babys machen größere Entwicklungsschritte, haben ein stabileres Immunsystem und wachsen sogar schneller, wenn eine Bezugsperson regelmäßig mit ihnen kuschelt. Auch Erwachsenen kommt die sanfte Kraft der Berührung umfassend zugute. Eine Studie konnte belegen, dass Menschen, die regelmäßig umarmt werden, sich seltener mit Erkältungsviren infizieren oder weniger stark an einem Infekt erkranken. Spezielle Massagetherapien können dabei helfen, die Nebeneffekte einer Chemotherapie zu mindern, Ängste abzubauen
oder Depressionen entgegenzuwirken. Wenn Zeitpunkt und Intensität der Berührung passen, werden emotionale Botschaften vermittelt, und das kann der Gesundung dienen und glücklich machen.
Auch das Streicheln von Tieren unterstützt Menschen dabei, sich zu beruhigen, führt es doch zu einer tieferen Atmung und Entspannung.
Die soziale Komponente
Der Zusammenhalt in einer Gesellschaft wird ohne Berührungen schwierig. Das zeigte sich nicht zuletzt während der Jahre der Corona-Pandemie, als aufgrund der Ansteckungsgefahr körperlicher Kontakt zu einem Gesundheitsrisiko werden konnte. Plötzlich mussten Großeltern Abstand zu ihren Enkelkindern halten, statt mit einer innigen Umarmung begrüßten wir FreundInnen mit einem flüchtigen Ellenbogengruß.
Die meisten Menschen verspüren ein Bedürfnis danach, berührt zu werden und andere zu berühren, zumindest in einem vertrauensvollen Rahmen und ohne Zwang. Wird ihnen dies dauerhaft versagt, kann das zu Depressionen oder einem Gefühl des Nicht-Verbundenseins führen.
Überraschend für Forschende ist, dass sogar die Selbstberührung positive Effekte hat. Menschen fassen sich bis zu 800 Mal pro Tag unbewusst ins Gesicht, was das Kurzzeitgedächtnis auffrischt und hilft, sich selbst zu beruhigen. Menschliche Kommunikation, die über Bildschirme und andere Medien stattfindet, ist auf vielen Ebenen sinnvoll, zeitsparend und segensreich. Komplett ersetzen kann und wird sie die sanfte Kraft der Berührung aber nie.
Was passiert im Körper?
Wenn wir berührt werden, springen auf der physischen Ebene die Sensoren unserer Haut an und geben Reize über das zentrale Nervensystem weiter. In der Hirnanhangdrüse wird dadurch die Ausschüttung von Oxytocin angeregt. Dieser auch als Kuschelhormon bekannte Stoff bremst die Produktion von Cortisol im Körper. Dessen Hemmung führt dazu, dass Schmerzen nachlassen, Ängste abnehmen und Stress abgebaut wird. So bilden sich weniger entzündliche Ablagerungen in Blutgefäßen, was koronaren Erkrankungen vorbeugen kann.
Auf der mentalen und psychischen Ebene bewirkt dieser Vorgang unter anderem, dass sich ein Gefühl von Geborgenheit, Vertrauen, Entspannung und sogar Glück einstellt.
Wagemann/Deike
Für Sie gelesen
Berührung
Berührung. Warum wir sie brauchen, und wie sie uns heilt. B. Müller-Oerlinghausen, G. Mariell Kiebgis,
Ullstein Verlag.
Wie kommunizieren Haut und Gehirn? Wie entsteht das Wohlgefühl einer sanften Berührung? Die Beantwortung dieser Fragen zeigt, wie sehr Berührungen Teil unseres biologischen Urprogramms sind. Ein informatives Sachbuch mit anschaulichen Fallbeispielen, praktischen Übungen und wissenswerten Tipps.



Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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