GEIST_REICH
Drei Wege zu einem Gott

Davidstern, Christus-Symbol und kalligraphiertes Zitat aus dem Koran. Papst Franziskus misst den Religionen eine wichtige Aufgabe bei der Erhaltung des Friedens zu. 
 | Foto: kathbild.at / Franz Josef Rupprecht
  • Davidstern, Christus-Symbol und kalligraphiertes Zitat aus dem Koran. Papst Franziskus misst den Religionen eine wichtige Aufgabe bei der Erhaltung des Friedens zu.
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Die drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam sind nicht gleichartig, auch wenn die gegenteilige Auffassung heute sehr verbreitet ist.

Diese drei Religionen unterscheiden sich in ihren Entstehungsgeschichten, in ihren Vorstellungen von Gott, in ihrem geschichtlichen Verlauf und deren Zukunftsfähigkeit.

Aber gleichzeitig zeigen sie auch einen deutlichen Bezug zueinander.

Ohne dem Judentum gebe es das Christentum nicht und der Islam wird besser verständlich, wenn man auch Kenntnis über das Judentum und das Christentum hat.

Alle drei Religionen nennen Abraham als ihren Stammvater und so werden sie auch als die drei abrahamitischen Religionen bezeichnet.

Es gibt auch einen erklärbaren Zusammenhang zwischen den drei Büchern, der Tora des Judentums, der Bibel im Christentum und dem Koran im Islam, unter anderem die Erzählungen über Abraham.

SONDERSTELLUNG DES JUDENTUMS
Das Judentum nimmt in der Geschichte der Religionen eine ganz besondere Stellung ein. Sie ist nicht nur die älteste der drei Religionen, sondern sie ist auch Geschichte eines Volkes. Die christliche Religion hat ihren Ursprung im Judentum. Jesus ist als Jude erzogen worden und sein Glaube fußt auf den Schriften des Judentums.

Aber seine Gottesbeziehung war derart, dass seine Anhänger ihn recht bald als den erwarteten Messias erkannten. Damit begann die Trennung vom Judentum.

Jahrhunderte später erfuhr nach dem Glauben der Muslime der spätere Prophet Mohammed weitere Offenbarungen von Gott. Im Laufe der Geschichte war das Nebeneinander der drei Religionen nicht immer konfliktfrei. Für die katholische Kirche hat das Zweite Vatikanische Konzil (1962 – 1965) eine grundlegende Versöhnung gebracht. So heißt es in der „Erklärung zu den nichtchristlichen Religionen“ („Nostra aetate“) unter anderem „die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet.“

Mit diesem Wissen um grundlegende Unterschiede zwischen den Religionen können dann aber auch Gemeinsamkeiten genannt werden. Jede Information über andere Religionen hilft auch für das Verstehen der eigenen Religion, das gilt besonders für uns Christen beim Wissen um das Judentum. Ein kürzlich erschienenes Buch nennt das Christentum im Bezug zum Judentum „seinen jüngeren Bruder.“ Der bekannte Journalist und Religionswissenschafter Schalom Ben-Chorin meint zum Verhältnis Judentum-Christentum „der Glaube Jesu eint uns, der Glaube an Jesus trennt uns.“

Religionen sind heute immer noch Anlass für kriegerische Auseinandersetzungen. Gleichzeitig könnten aber ihre Werte auch Anlass für eine friedvolle Verständigung sein.

Eine Dialogbereitschaft unter den Religionen ist Voraussetzung für ein tolerantes Nebeneinander und in manchen Dingen auch für ein tolerantes Miteinander.

Jeder Friede auf der Welt braucht auch einen Frieden unter den Religionen.

KARL RICHARD ESSMANN

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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