25. Sonntag im Jahreskreis | 22. September 2024
Kommentar

Wo alles gesagt werden kann …

Es ist ein Kennzeichen einer guten Vertrauensbasis in einer Beziehung oder Gemeinschaft, wenn es möglich ist, über alles zu sprechen, auch über heikle Angelegenheiten, wenn es keine Tabu-Themen gibt und keine Scheu, sich selbst zu blamieren oder den anderen zu kränken. Ein solches Vertrauen ist die feste Gewissheit, dass es der andere gut mit mir meint, dass er mir nicht schaden will, sondern mir helfen will, mich selbst besser zu erkennen. Wo es vorhanden ist, fühle ich mich sicher und kann auch eigene Schwächen eingestehen und annehmen.
Vertrauen kann man nie verordnen oder einfordern, es kann nur wachsen. Wir sind freilich geneigt anzunehmen, dass zwischen Jesus und seinen Jüngern eine solche Vertrautheit da ist. Jesus selbst lebt eine schonungslose Offenheit vor. Auch das Thema Tod ist für ihn kein Tabu. Die Jünger hingegen tun sich damit schwer. Sie haben Angst, ihr Unverständnis zuzugeben, und ihnen ist peinlich, worüber sie sich unterhalten haben.
Jesus will, dass sie – und wir – verstehen: Wahre Größe hat, wer andere groß macht, wer sich der Kleinsten annimmt, wer ihnen hilft, ihre eigene Größe zu erkennen und zu wachsen.

Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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