7. Sonntag der Osterzeit | 24.05.2020
Kommentar

Alfred Jokesch

Wodurch wird das Leben herrlich?
Immer wieder stolpere ich beim Lesen dieser Evangeliumsstelle über den Begriff „verherrlichen“. Es ist tatsächlich ein Stolpern, denn er wirkt so unangebracht in dieser Situation. Jesus sagt das beim Letzten Abendmahl, nachdem Judas hinausgegangen ist in die Dunkelheit, um ihn zu verraten, also zu einem Zeitpunkt, an dem sein Schicksal, seine Verhaftung und sein Leidensweg, besiegelt wurde. Seine Aussichten sind alles andere als herrlich. Was meint Jesus damit?
Er spürt wohl eine ganz tiefe Geborgenheit in Gott, die Gewissheit, dass er im Vater ist und teilhat an dem, der das Leben ist. Jesus weiß, dass Leben mehr ist als unsere begrenzte Existenz hier auf Erden. Von der Warte Gottes aus ist das Leben unzerstörbar und unvergänglich. Da gibt es nur ewiges Leben oder gar kein Leben, denn alles, was in Gott ist, ist lebendig. Vielleicht ist es dieser Ausblick und dieser Einblick in das Wesen Gottes, den er als etwas Herrliches erlebt.
Indem Jesus diese Gottes­erfahrung den Menschen weitergegeben hat und ihnen geholfen hat, diese Lebensquelle für sich zu entdecken, hat er Gott verherrlicht. Und ganz besonders verherrlicht er Gott, indem er sich nicht am irdischen Leben festklammert, sondern seinen Weg der selbstlosen Liebe konsequent bis zum Ende geht. Denn darin wird das wahre, ewige Leben sichtbar. Es ist ein Leben, das frei ist von der Angst, es zu verlieren.
Durch seine Auferstehung hat Jesus diese unglaubliche Wahrheit über das Leben beglaubigt. Je mehr sie uns bewusst wird, umso herrlicher ist es, zu leben.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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