Was sucht ein Gsiberger in der Steiermark? | Teil 02
Vom Licht aus der Mitte
Ruhend noch die Stadt im Morgengrauen. Der Innenhof der Pfarre Schutzengel strahlt in herrlichem Blau. Pfarrer Wolfgang Schwarz hat den Tisch gedeckt. Pater Bernhard steht an der Kaffeemaschine, der Pfarrer bringt noch ein paar Unterlagen, die beim Gespräch gebraucht werden. Doch zunächst sitzen wir, bekreuzigen uns und zollen den „Linzer Augen“ unseren Respekt: Pater Bernhard, geborener Oberösterreicher, hat sie für mich, den Besucher, besorgt.
Gespräch in den Morgen
Und so starten wir in den Tag. Mit einer Tasse Kaffee, einem Brot und guten Gesprächen. Unweigerlich denke ich an das Bild der Kirche: ein von Männern regierter Ort. Als lese er meine Gedanken, betont Pfarrer Schwarz, im Pfarrverband würde nichts funktionieren, gäbe es die vier Pastoralassistentinnen nicht: Silvia Koller und Eva Maria Riegler in der Pfarre Schutzengel, Elisabeth Fritzl und Elfriede Demml in Christkönig. Die Frauen vereine großes Engagement, und zugleich seien sie Garanten für das weite Spektrum, das es abzudecken gelte. „Wir wollen jeden Menschen im Pfarrgebiet ernst nehmen“, sagt er, „wollen keine Eventkirche sein, sondern Keimzellen der Begegnung schaffen, Keimzellen des Austauschs.“
Reges Pfarrleben
Dies wird mir im Verlauf des Gespräches deutlich vor Augen geführt: Hier ist ein Lerncafé der Caritas angesiedelt. Hier lehren und lernen Migranten. In der Pfarre Christkönig lebt eine Familie aus dem Irak mit ihren drei kleinen Kindern. Der Arbeitskreis Weltkirche wird von einem Afghanen geleitet, und nicht zuletzt liegen die Pläne bereit für den Ausbau des Pfarrhauses, um bald betreute Wohnfläche für Menschen aus der Umgebung anzubieten (siehe Randspalte rechts).
Pater Bernhard, Superior der Lazaristen in Graz, betont dabei die Bedeutung der „Andockmöglichkeiten“ an den Glauben. „Gelebte Verkündigung“, meint er, „muss immer existenziell sein.“ Auf die Frage, wie Pfarrer Schwarz seine Rolle in der heutigen Zeit sehe, meint er: „Ein Pfarrer muss Hilfe von anderen annehmen können, der Pfarrer ist nie der Weisheit letzter Schluss.“ Dem pflichtet Diakon Paul Markowitsch, der im Juni zum Priester geweiht wird, durch deutliches Kopfnicken bei. „Man darf sich nicht zufrieden geben“, sagt er, „und meinen, der Betrieb läuft – aber keiner merkt’s.“
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.