Was sucht ein Gsiberger in der Steiermark? | Teil 03
Vom Berühren der Kunst
Während meines Weges durch die Bürgergasse, vorbei am mächtigen Grazer Dom, sinniere ich über das Wort „Diözesanmuseum“. Verstaubt klingt es, nach Madonnenstatuen irgendwie, nach alten Bildern. Beim Betreten dann begegnet mir moderne Architektur: Ein kunstvoller Kubus empfängt mich, eingegossen wirkt er in die alten Mauern des Priesterseminars, das heute weit mehr beherbergt als Priesteramtskandidaten. Regentropfen zeichnen sich an der kleinen Pfütze im Innenhof ab. Ein Schneemann aus Marmor blickt traurig auf die Wasserfläche. Hinweis auf seine Vergänglichkeit. So wird klar, hier ist moderne Kunst genauso zu Hause wie besagte Statuen.
Wenige Augenblicke später treffe ich auf Heimo Kaindl, den Leiter des Museums. Die Papierstapel in seinem Büro wecken meine Aufmerksamkeit. „Jedes Paket ein eigenes Projekt“, lächelt er. Die Kunst des zehnköpfigen Teams besteht darin, mit kleinem Budget attraktive Programme zu gestalten. Als diözesane Einrichtung lebt das Museum vom Kirchenbeitrag. Und damit, wird klar, muss sorgsam umgegangen werden. Als Heimo Kaindl mich durch „Stirb+Werde“ führt, ist nicht zu glauben, dass es keine eigenen Ausstellungsdesigner gibt: Raumgestaltung, Objekte, Texte, Licht – alles ist perfekt. „Ja“, bestätigt Heimo Kaindl, „das machen wir alles selbst.“ Im Kinderbereich des Museums treffen wir auf kleine beleuchtete Kuben. Ein Geschenk eines anderen Museums. „Wir dachten“, lächelt Heimo Kaindl, „die können wir sicher einmal gut brauchen. Und jetzt ist es so weit.“ Kinder sind dem Museumsteam ein großes Anliegen: Viele Gegenstände dürfen berührt werden, ein buntes Kreuz zeigt eine besondere Aktion: „Kommunionkinder gestalten je ein eigenes Kreuz“, erklärt Heimo Kaindl, „und ein Stein jedes Kindes bleibt zurück, um auf dem hier ausgestellten Objekt fixiert zu werden.“
Kulturelle Äußerungen
Auf meine durchaus naive Frage, was Kunst für einen Sinn habe, meint Kaindl: „Von zentraler Bedeutung sind nach wie vor Schönheit und Ästhetik, die vor allem aus den Kunstwerken der Vergangenheit sprechen und eine ‚Ahnung‘ vermitteln können. Heute braucht es auch einen kritisch-nachdenklichen Ansatz, der – wie beim Schneemann im Hof – auch heiter verpackt sein kann.“ Und: „Ausstellungen gestalten, das bedeutet, kulturelle Äußerungen zu treffen.“ So will man in der nächsten Ausstellung die Verbindung von Fußball & Religion attraktiv vor Augen führen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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