Mensch/Priester - Krankenhauspfarrer Bernd Oberndorfer
Priester mit Gottvertrauen für dramatische Fälle
Dass um halb 4 Uhr morgens das Telefon klingelt, weil jemand seine Hilfe braucht, ist für ihn nichts Ungewöhnliches. Mag. Bernd Oberndorfer ist rund um die Uhr 365 Tage im Jahr erreichbar – er ist Seelsorger im Landeskrankenhaus Graz und damit für rund 90.000 stationäre Patienten sowie etwa 7500 Angestellte Ansprechpartner in seelischen Krisensituationen.
„Seit sechs Jahren wohne und arbeite ich im Klinikum. Rund 5000 Sterbende habe ich auf ihrem letzten Weg begleitet, dramatische Fälle und Ausnahmesituationen sind hier an der Tagesordnung“, erklärt der 47-Jährige, der seit zehn Jahren Priester ist. Durchhalten könne er das nur mit seinem Gottvertrauen, „denn im Grunde bin ich davon überzeugt, dass Gott auch noch im letzten und äußersten Moment da ist und mit seinen guten Händen alles zusammenhält“.
Die Freizeit des gebürtigen Steyrers ist sehr karg. „Unsere Rufbereitschaft ist einfach nicht regelbar, es ist ein enges dienstliches Korsett.“ Damit hänge auch seine „Schlampigkeit beim Essen“ zusammen. „Im Grunde genommen gibt’s nur Jausen zwischen Tür und Angel und ab und zu einmal einen Kaffee“, rät der Seelsorger „vom Nachmachen ab“.
Aber am Sonntag genießt er ein klassisches gemeinschaftliches Mittagessen. Das ist dann auch Teil des minimalen Privatlebens des Seelsorgers. Ansonsten besteht seine Freizeit aus Besuchen bei Freunden. Allerdings hat Oberndorfer das Tauchen für sich entdeckt. Obwohl er auch Seelsorger an der Privatklinik Graz-Ragnitz, Leiter des Referates Krankenhausseelsorge im Pastoralamt und geistlicher Begleiter der steirischen Mesner sowie des Verbands der „Theresienschwestern“ ist, taucht er einmal im Jahr ab: „Im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist dann Entspannung pur.“
Der Weg zum Priestersein war für ihn aber ein langer. „Ich weiß nicht warum, aber ich hatte von Kindheit an dieses Urvertrauen zu Gott. Dass daraus dann die Rolle des Priesters wird, hat sich erst später gezeigt“, erzählt Oberndorfer.
Als ihm vor sechs Jahren als Kaplan in Leoben-Donawitz und Waasen die Aufgabe des Krankenhausseelsorgers angeboten wurde, sagte er spontan zu. „Ich habe mir aber damals eine Rückversicherung geholt – dass ich wieder gehen kann, falls die Tätigkeit doch nicht zu mir passen sollte.“
Inzwischen empfinde er seine Arbeit aber als höchst sinnvoll, denn „so nahe an die Seele des Menschen kommt man wohl nirgends sonst“.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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