UNO Nachhaltigkeitsziele | Teil 14
Leben unter Wasser

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KENNENLERNEN

Was ist das Ziel?
Das Leben unter Wasser in Ozeanen und Meeren erhalten und nachhaltig nutzen.

Warum ist das wichtig?
Ozeane und Meere sind die Heimat einer erstaunlichen Vielfalt von Lebensformen, von winzigem Phytoplankton bis zu majestätischen Walen. Diese Vielfalt gilt es zu schützen. Außerdem hängt die Lebensgrundlage von Millionen Menschen weltweit von Ozeanen und Meeren als Nahrungs- und Einkommensquelle, Transportweg und Erholungsraum ab. Ozeane spielen auch eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Klimas, da sie CO2 absorbieren und Wärme speichern. Ein gesundes marines Ökosystem ist entscheidend für die Stabilisierung des Klimas.

Was kann ich dafür tun?
Plastikmüll reduzieren: Vermeide Einwegplastikprodukte wie Plastiktüten, Einwegflaschen und Plastikbesteck.
Verantwortungsbewusster Konsum von Meeresfrüchten: Kaufe Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltigen Quellen. Informiere dich über nachhaltige Fischereipraktiken und wähle Produkte, die mit dem MSC- oder ASC-Siegel zertifiziert sind.
Einhaltung von Umweltschutzvorschriften: Achte darauf, keine schädlichen Substanzen in die Abwässer gelangen zu lassen und halte dich an lokale Umweltschutzvorschriften.
Unterstützung von Naturschutzorganisationen: Spende an Organisationen, die sich für den Schutz der Ozeane und Meere einsetzen, oder engagiere dich ehrenamtlich in entsprechenden Projekten (wie Küstenreinigungsaktionen).

Schaffen wir eine gesündere Zukunft für unsere Ozeane und für uns alle!


HINSCHAUEN

mit Laura-Amelie Riavitz


Das Meer: mystisch, unendlich und vielleicht auch auf den ersten Blick unverwüstlich. Wir bezeichnen unsere Erde oft als blauen Planeten, da mehr als 70 % der Oberfläche vom Meer bedeckt sind. Die Ozeane sind essenziell für uns, egal ob wir in der Stadt oder woanders in einem Binnenland leben. Der Hauptanteil des Sauerstoffes, den wir einatmen, wird von winzigen, mit dem Auge kaum sichtbaren Organismen, sogenanntem Phytoplankton, sowie anderen Meerespflanzen produziert.

Obwohl ich mitten in Graz aufgewachsen bin und am Wochenende meist umringt von Weinbergen und Klapotetz war, waren es die alljährlichen drei Wochen in Italien, die mich eher vom Meer abhängig machten als von der grünen Steiermark. Dazu kam der Eifer meines Vaters, mir so früh wie möglich das Schnorcheln beizubringen, was dann endgültig dazu führte, in Stammbücher als Standardantwort bei der Frage: Was möchte ich werden? „Meeresbiologin“ zu schreiben.

Meinen Traum habe ich verwirklicht und in Wien Meeresbiologie studiert. Nach Studienabschluss zog es mich in die warmen Gewässer der Tropen, wo ich mich intensiv mit Korallenriffen beschäftigte. Bei meiner Arbeit als steirische Meeresbiologin auf den Malediven habe ich die nicht immer positiven Auswirkungen des Tourismus auf dieses besonders fragile Ökosystem beobachtet. Die kleinen Inseln mit ihren schneeweißen Stränden gleichen sehr wohl einer Postkartenidylle, solange man nur nicht genauer hinsieht! Denn dieses vermeintliche Paradies kämpft mit einem massiven Müllproblem, vielerorts eingeschleppt durch Tourismus. Daher ist es leider nicht selten, beim Schnorcheln zwischen Riffhaien, Schildkröten und „Nemo“ auch schon den neuen Meeresbewohner „Plastik“ zu beobachten.

Wenn Sie einen Urlaub in den Tropen planen, kaufen sie rifffreundliche Sonnencreme, aber nicht nur dort freut sich das Meer über das weniger schädliche Produkt. Recycelt wird in Österreich gut, also nehmen Sie leere Verpackungen wieder mit. Geben wir gemeinsam nicht auf! Machen wir uns schlau, shoppen wir nachhaltig und teilen wir, was wir gelernt haben. Wenn wir zusätzlich Druck auf Politik und Industrie ausüben, haben die nächsten Generationen vielleicht auch noch die Möglichkeit, die Unterwasserwelt mit all ihrer Diversität live und in Farbe zu erleben!

Warum die steirische Meeresbiologin Laura-Amelie Riavitz philippinischen Kindern die Unterwasserwelt zeigte? 

Nach den Malediven, verbrachte ich neun Jahre auf den Philippinen, wo ich unter anderem gemeinsam mit der lokalen Regierung zusammenarbeitete und unterschiedliche Meeresschutzprojekte, sowie marine Bildungsprojekte für Schulen entwickelte und geleitet habe. Die Philippinen liegen auf Platz drei der Liste der Länder mit dem höchsten Anteil an Plastikverschmutzung der Ozeane. Am Strand fand man mehr Einwegplastik, Zigarettenstummel oder Hygieneartikel als Muscheln oder Einsiedlerkrebse. Wenn man schnorcheln ging war es nicht selten, dass Plastiksackerl (die Quallen zum Verwechseln ähnlich sehen) entgegentrieben, alte Fischerleinen in den Riffen hangen, ja sogar Windeln sich um die Korallen wickelten.

Wenn man am Markt einkaufen ging und am gleichen Stand Knoblauch, Paradeiser und Mangos kaufte, bekam man für jedes einzelne Produkt ein kleines Plastiksackerl, welches wiederum in ein größeres Sackerl verpackt wurde. Müll wurde aus fahrenden Bussen geworfen, obwohl es Müllkübel in den Bussen gab. Wenn man sich ein Soda an einem Kiosk kaufte, wurde der Inhalt der Glasflasche in ein Plastiksackerl gefüllt und mit einem Plastikstrohhalm geschmückt. Wo die Masken der Corona Pandemie zu finden waren, brauche ich Ihnen sicher nicht zu erzählen!

Plastik, vor allem Einwegplastik ist allgegenwärtig und nicht mehr wegzudenken. Eine große Leidenschaft von mir ist, mein Wissen zu teilen, vor allem Wissen, dass ich durch meine unzähligen Reisen, Exkursionen und Projekte gewonnen habe, oder mir von inspirierenden Menschen weitergegeben wurden. Gemeinsam wurden dann innovative Projekte gestartet, um Umweltbewusstsein und Verantwortung in den lokalen Communities zu schärfen. Eines meiner Lieblingsprojekte war eine Serie von Veranstaltungen, die sich rund um die lokalen Märkte und ihre Gemeinde drehten. Dabei haben wir aktiv Marktstände vor Ort übernommen, quasi die VerkäuferInnen ersetzt und vorgezeigt wie man nachhaltig (ohne Mehrfachverpackung, etc.) Produkte verkaufen, aber auch im Falle des Konsumenten einkaufen kann. Da standen wir ganze Tage und haben „plastikfreies“ Obst und Gemüse auf einem Markt verkauft - so als sollte das nicht selbstverständlich sein. Dieses Projekt „sustainable palengke“ (=nachhaltiger Markt, palengke ist philippinisch und bedeutet Markt) wurde von mehreren Städten und Provinzen übernommen und findet noch heute statt, um mehr Bewusstsein zu schaffen.

Diese kleinen Initiativen sind ein Anfang. Mit Kampagnen und Info- Broschüren ist es leider noch nicht getan, daher konzentrierten wir uns auf praxisbezogene Projekte, bei denen vor allem die lokale Bevölkerung eingebunden wurden. Für ein besseres Verständnis ist Bildung und Aufklärung unerlässlich und dies sollte schon in der Kindheitsstube beginnen. Man würde meinen in einem Land wie den Philippinen, mit mehr als 7000 Inseln, lernt man schwimmen von klein auf, tun das doch die meisten Kinder in einem Binnenland wie Österreich auch. Leider kann aber der Großteil der Bevölkerung nicht schwimmen und die wenigsten haben daher diese bezaubernde Unterwasserwelt mit ihren eigenen Augen gesehen. Wie soll man aber etwas schützen können, das man maximal aus Büchern kennt?

Daher war ein weiteres Projekt von mir ein marines Bildungsprojekt mit Schulen. Dabei haben wir Schülerinnen und Schüler von öffentlichen Schulen das Meer nähergebracht. Wir nahmen die Schulklassen mit an den Strand rüsteten sie mit Schnorchel, Maske und Schwimmweste aus, um ihnen in seichten Lagunen ein bisschen Nemo’s Welt zu zeigen. Zur Sicherheit wurde das Projekt auch von Rettungsschwimmern beaufsichtigt. Für die meisten SchülerInnen war es das erste Mal, dass sie der Unterwasserwelt so nahe kommen konnten und für viele wahrscheinlich leider auch das letzte Mal. Das ist sicher nicht nur dem Desinteresse geschuldet, sondern liegt auch daran, dass sich viele Familien die nötige Ausrüstung nicht leisten, oder wie gesagt nicht schwimmen können. Somit konnten wir aber wenigsten für einen Tag, das Meer mit all seinen Wundern den Kindern näherbringen. Die Faszination Meer war in ihren Kinderaugen abzulesen.

Glossar:
Eutrophierung tritt auf, wenn zu viele Nährstoffe, wie Phosphor oder Stickstoff, in die Ozeane gelangen, z. B. durch Düngemittel, Abwasserentsorgung oder industrielle Verschmutzung. Das führt zu einem übermäßigen Algenwachstum und Sauerstoff-Mangelzonen, in denen Meerestiere nichtüberleben können.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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