Einfach Advent. Adventserie 2024
Kripperl schau’n
Jede Krippe erzählt eine Geschichte ohne Worte.
Weihnachtskrippen sind eine italienische „Erfindung“. Im Jahr 1223 kam Franz von Assisi auf die Idee, zu Weihnachten die Geburt Jesu als „lebendes Bild“ mit echten Personen nachzustellen. In einer Höhle im Wald von Greccio ließ er den Stall von Bethlehem nachbauen und lud alle Bewohner der Gegend ein, dort gemeinsam Weihnachten zu feiern. Leute aus dem Dorf stellten Maria, Josef, die Hirten, die Könige und die Engel dar, das Jesuskind selbst war eine aus Wachs geformte Puppe. Auch echte Tiere fehlten nicht. Das gefiel den Leuten so gut, dass man die Krippenspiele auch anderswo abhalten wollte und die lebenden Darsteller aus dem Wald da und dort durch hölzerne ersetzte. So verbreitete sich der Brauch zunächst rasch in Italien. Im 16. Jahrhundert griffen die Jesuiten die Idee der Weihnachtskrippe auf und machten sie auch außerhalb Italiens populär.
Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Joseph II. verboten im Zuge der Aufklärung die Aufstellung von Krippen in Kirchen und öffentlichen Gebäuden und legten so den Grundstein für den schönen Brauch der Hauskrippe. Die Menschen begannen damals, die Krippen mit kleineren Figuren in ihren Häusern heimlich nachzubauen, und so wurden die Weihnachtskrippen, wie wir sie heute kennen, zum Mittelpunkt familiärer Weihnachtsfeiern.
Genauso wichtig wie das Aufstellen der Krippe ist das genaue Betrachten und Bestaunen derselben. Daraus hat sich sogar ein eigener Brauch entwickelt, die Kripperlroas. So nennt man im Salzkammergut das gegenseitige Besuchen der Hauskrippen. Man geht dabei von Haus zu Haus und bewundert die oft beeindruckenden Krippenlandschaften.
Bei uns scheint die große Zeit der Krippen vorbei zu sein, vielleicht deshalb, weil uns die Ruhe zum Betrachten fehlt. Wir sind übersättigt, auch mit optischen Reizen. Eine Krippe selbst zu basteln und aufzustellen ist da eine Art Gegenprogramm. Es hilft uns, wieder achtsam zu werden und uns vom Trubel des Dezembers ein wenig zu erholen.
Inge Friedl
Leseprobe aus:
Weihnachten, wie’s früher war.
Erinnerungen, Geschichten und Bräuche.
Inge Friedl
Styria Verlag. 2024
ISBN 978-3-222-13740-2
In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.
Lukas 1,39
Advent & ich
Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Zeit im Advent noch schneller läuft als sonst. Bald ist diese besondere Zeit schon wieder vorbei, obwohl mein Geist und meine Seele sich noch gar nicht richtig darauf eingestellt haben.
Ich möchte mir Zeit nehmen, aus dem gewohnten Alltag austeigen und die Welt einmal aus einer anderen Perspektive sehen. Denn dann verstreicht die Zeit langsamer und erfüllter. Mir hilft dabei, wenn ich zu Fuß unterwegs bin.
Ich nehme mir die Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang. Eine Zeit, in der die Lichter der Stadt oder die Sterne am Himmel für mich intensiver leuchten. ln der die kleinen Lichter mir den Weg weisen. Es gibt so viel zu sehen, dass ich beglückt und entspannt wieder im Jetzt ankomme.
Ingrid Hohl,
ist Mitarbeiterin beim SONNTAGSBLATT und engagiert sich ehrenamtlich in der Pfarre Graz-St. Peter.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.