Ein Licht für den Weg | 4. Adventsonntag
Für Gott ist nichts unmöglich

Eine Krippe wird aufgestellt, damit wir das Jesuskind in unseren Herzen nicht vergessen. | Foto:  Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub
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  • Eine Krippe wird aufgestellt, damit wir das Jesuskind in unseren Herzen nicht vergessen.
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Es ist höchste Zeit, die Krippe aufzustellen. Der Stall ist schon bereitet, die Figuren schlummern noch eingewickelt im Seidenpapier in der Schachtel. Aber die Schafe dürfen schon auf die Weide.
von Hubert Gaisbauer

Die Tradition der Weihnachtskrippe hat – sogar ursächlich – mit Franz von Assisi zu tun. Vor genau 800 Jahren hat der Namenspatron des Papstes zum ersten Mal eine Krippe inszenieren lassen: Im Jahr 1223 – wird berichtet – ist es so in der Nähe des Bergdorfes Greccio geschehen: Eine richtige Futterkrippe wurde aufgestellt, mit viel duftendem Heu darin. Bauern haben einen echten Ochsen und einen echten Esel hinter die Krippe gestellt, und über allem wurde ein einfacher Altar gebaut. Bald kamen aus der ganzen Gegend Männer und Frauen mit Fackeln und Laternen, sodass es rund um die Stallhöhle immer heller und heller wurde. Alte und Junge sind gekommen, Arme und Reiche. Und der heilige Franz habe als Diakon mit einer so großen Liebe und Begeisterung das Evangelium gesungen und dann darüber gepredigt, dass die Umstehenden wirklich das Jesuskind im Heu und im himmlischen Lichtschein in der Krippe liegen gesehen haben, wie es aus dem Schlaf erwacht. „Gar nicht unzutreffend ist diese Vision“, schreibt der Mönch Thomas von Celano, „denn das Jesuskind war in vielen Herzen vergessen.“

Ein Ort voller Zärtlichkeit

Und Papst Franziskus ist vor vier Jahren in das Bergdorf Greccio – circa 90 km südlich von Assisi – gepilgert und hat dort das Apos-tolische Schreiben „Admirabile Signum“ unterzeichnet, in dem er an die Schönheit und Kostbarkeit der Weihnachtskrippe erinnert: „Warum bewegt uns die Krippe und bringt uns derart zum Staunen? Vor allem, weil sie Gottes Zärtlichkeit offenbart.”

Die Predigt bei seiner Amtseinführung als Bischof von Rom – am 19. März! – handelt geradezu programmatisch von Josef, dem Mann Mariens, als einem „Hüter“, einem Bewahrer, einem Schutzgebenden, einem, der „keine Angst vor Güte und Zärtlichkeit“ hat, vor allem gegenüber den Schwächsten. Zärtlichkeit bedeutet für ihn, „dass wir die Menschen nicht sehen dürfen, wie sie sie sein sollen, sondern wie sie sind. Das ist Zärtlichkeit. Nicht immer gleich urteilen.“ Das Gegenteil von Zärtlichkeit ist Gleichgültigkeit.

Auf seiner ersten Reise als Papst im Juli 2013 auf die Insel Lampedusa prägte er sogar den Begriff der „Globalisierung der Gleichgültigkeit“, die er während seines gesamten bisherigen Pontifikats immer wieder jene Ursünde nennt, die Klimakatastrophen und Migrationselend nach sich zieht. „Es gibt keine politischen oder sozialen oder klimatischen Grenzen, die uns erlauben, uns zu isolieren.“ In einer seiner Morgenpredigten bittet Franziskus: „Möge Gott mein Herz von dieser gefährlichen Krankheit der Gleichgültigkeit heilen“.

Und dann Maria. Mirjam

„Maria versteht es, mit ein paar ärmlichen Windeln und einer Fülle zärtlicher Liebe einen Tierstall in das Haus Jesu zu verwandeln“, schreibt Franziskus in der Enzyklika "Evangelii gaudium". „An Maria sehen wir, dass die Demut und die Zärtlichkeit eben nicht Tugenden der Schwachen, sondern der Starken sind, die nicht andere schlecht zu behandeln brauchen, um sich wichtig zu fühlen.“ In seiner Ansprache an die Studenten in Lissabon präzisiert Papst Franziskus, warum er gerade für seine Wirtschaftsutopie bei den Frauen ein Vorbild findet. Weil sie „mit ihrer sozialen Weisheit nicht nur auf den Profit schauen, sondern auf die Fürsorge, das Zusammenleben, auf das leibliche und geistige Wohl aller und auch auf das Teilen mit den Armen und den Fremden“.

Zum geistigen Wohl gehört ja auch, was Franziskus in seinem jüngsten Motu proprio, einem persönlichen Dekret vom 1. November, verstärkt von der Theologie verlangt, nämlich „die Weitergabe des Glaubens“. Frauen, weit abseits vom Vatikan, sorgen dafür, dass „der Glaube zur Kultur wird, also zum weisen Ethos des Gottesvolkes, zu einem Vorschlag von menschlicher und humanisierender Schönheit für alle“, wie der Papst schreibt. Dankbar denkt Franziskus immer wieder an seine Eltern und vor allem an Großmutter Rosa, „die mir so viel Gutes getan hat. In meinem Brevier habe ich das Testament meiner Großmutter Rosa, das sie mir zur Priesterweihe geschrieben hat. Ich lese es oft: Es ist für mich wie ein Gebet. Sie ist eine Heilige, sie ist immer mit Mut vorangegangen.“ Für Franziskus gibt es ja eine Art „Mittelklasse der Heiligkeit“, an der wir alle teilhaben können. Oft hat Franziskus über den spirituellen Reichtum alter Menschen gesprochen – so wie er seine Großmutter, die Nonna Rosa, erlebt hat.

» Das Licht Jesu ist ein mildes Licht, es ist ein ruhiges Licht, es ist ein Licht des Friedens. «

Papst Franziskus

Den Lichtschein, den die Umstehenden um die Krippe vor 800 Jahren gesehen haben, wie der Chronist berichtet, gibt es jederzeit, wie Papst Franziskus in der Predigt bei einer Christmette in Rom einmal sagte. Aber „wenn die Lichter des Handels das Licht Gottes in den Schatten stellen, hat die Weltlichkeit das Fest der Geburt Jesu als Geisel genommen. Man muss es befreien! Das Licht, das uns die Welt anbietet, ist ein künstliches Licht“, sagte Franziskus. „Das Licht Jesu hingegen ist ein mildes Licht, es ist ein ruhiges Licht, es ist ein Licht des Friedens. Es ist anspruchslos, es ist ein Licht, das von Herzen kommt.“

Es ist manchmal, als blickte Papst Franziskus in diesem milden Licht auf sein Leben. Kürzlich, in einem Interview mit der argentinischen Wochenzeitung „Viva“, hat er einige ganz normale Wege zum Glücklichsein aufgezeigt. Einer wäre, andere Lebens- oder Glaubenskonzepte nicht zu verurteilen – und im eigenen Leben ruhig voranzugehen. Er stellt fest, dass er im Laufe des Lebens immer gelassener geworden ist. In seiner Jugend wäre er ein Fluss voller Steine gewesen, die er mit sich herumschleppte. Als Erwachsener dann ein fließendes Gewässer. Und jetzt, im Alter ist er noch immer frisch, aber langsam, wie das Wasser in einem See. Und vor allem: „Höre damit auf, negativ zu denken. Das ist ein Symptom von geringem Selbstwert.“ Die negative Meinung über andere Menschen rasch loszulassen, das wäre die beste Entgiftungskur! Und schützt vor Demenz.

El camino, der Weg

In der Apostelgeschichte wird die Zugehörigkeit zu den jungen Jesus-Gemeinschaften „der Weg“ genannt, griechisch δός. Synode heißt ja, wörtlich übersetzt, gemeinsamer Weg. Ein Miteinander-Gehen.

Auch zur Krippe. Wie die Hirten. Wie die drei Weisen. Das möchte Papst Franziskus „auf den Weg bringen“, selbst in einer Welt und in einer Kirche, die zu zersplittern drohen. Eine Utopie? Trotzdem ist Synodalität für Franziskus „der Weg, den Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“, wie er schon bei seinem Amtsantritt erklärte. Das Ziel ist eine „andere Kirche“, eine Kirche als ein Ort der Nähe, an dem alle willkommen sind und an dem die Zerbrechlichkeit und Armut unserer Zeit angenommen wird, an dem Wunden gepflegt und gebrochene Herzen geheilt werden.

Eine Krippe wird aufgestellt, damit wir das Jesuskind in unseren Herzen nicht vergessen. | Foto:  Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub
Hubert Gaisbauer Jahrgang 1939, war Hörfunkabteilungsleiter 
bei Ö1. Er lebt und arbeitet als Publizist in Krems.
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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