PGR-Wahl 2012 | Teil 4
Eine Stimme genügt fürs Schutzengelparlament
Nur zu warten, „dass die Leute kommen“, oder Dinge anzubieten helfe nichts. Diese Erfahrung gibt Barbara Fuchsbichler weiter. Beruflich bestellt sie LKW im Büro einer Autofirma, privat wohnt sie mit ihrem Mann in der Pfarre Graz-Hl. Schutzengel und ist im Pfarrgemeinderat.
„Schon auf die Menschen zugehen“ müsse man, bekräftigt Fuchsbichler. Dieses Zugehen ist gerade in den letzten Wochen vor dem 18. März geboten. Die Pfarre hat sich für das „Urwahl-Modell“ entschieden. Dem letzten Pfarrblatt lag ein leerer Stimmzettel mit zwölf Feldern für bis zu zwölf Namen bei. In Ruhe füllen die sich der Pfarre zugehörig Fühlenden daheim den Stimmzettel aus.
In einer Stadtpfarre kennen sich viele Messbesucher und andere Bewohner kaum, schildert Pfarrer Mag. Wolfgang Schwarz. „Aktiv werden“ sollen die Pfarrmitglieder und etwa fragen, „wie heißt denn der eigentlich, der da vorne steht und die Lesung vorträgt“. Viele kennen sich vom Sehen, aber nicht dem Namen nach. Sie besprechen auch untereinander, etwa beim Pfarrkaffee, „wen man sich als Pfarrgemeinderat vorstellen kann“.
Eine Besonderheit in seiner Pfarre sei, „dass alle, die eine Stimme erhalten, im Schutzengelparlament vertreten sind“. Ähnlich wie eine Pfarrversammlung treffe sich das „Parlament“ wenigstens einmal im Jahr, berichtet Pfarrer Schwarz. Der Pfarrgemeinderat, jene zwölf Stimmenstärksten, die nach der Wahl um ihre Bereitschaft gefragt worden sind, lege Rechenschaft ab. Die persönlich Eingeladenen überlegen die Leitlinien der Seelsorge.
Anders als bei einer offen für alle ausgeschriebenen Pfarrversammlung fühlen die Mitglieder des „Schutzengelparlaments“ eine höhere Verbindlichkeit. „Du bist gewählt, also komm“, hören sie.
Der „Traum-Pfarrgemeinderat“ von Wolfgang Schwarz besteht aus möglichst allen Altersgruppen und sozialen Schichten, auch mit Migrationshintergrund. „Schaltstelle“ und „Kommunikationsort“ sei das Gremium, in dem wirklich entschieden werde. Der Rat sei „keine Gebetsgruppe“ im engeren Sinn, sosehr die Mitglieder eine „geerdete Spiritualität“ haben sollen. Nicht der schmeichelnde „Anbetungsverein des Pfarrers“ soll der Pfarrgemeinderat sein, sondern sich „mutig etwas zu sagen trauen“. Und er sei nicht die „Hacklerpartie“; das Pfarrfest können auch andere organisieren, die dazu begabt seien. Seine Aufgaben seien „Vordenken, gutes Kommunizieren und Motivieren“.
Johann A. Bauer
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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