Wo i geh und steh 2022 | Teil 4
Dein Schutz und Schirm

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Als zweites Gebot kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Markus 12,31

Gebet für meine alte Nachbarin
Ich sehe dich.
Wie jeden Tag
jätest du deinen Vorgarten,
wartest auf das Müllauto,
fährst mit deinem Rad zur Ärztin,
fütterst deine Katze,
blätterst den Postwurf durch,
möchtest noch einmal weit fort …
bist allein, wartest …
Gott behüte dich,
meine liebe Nachbarin!
Gott sei bei dir,
wenn du fortgehst
und wieder heimkommst!
Wenn deine Kreise kleiner
und dein Vergessen größer werden:
Bei jedem Schritt
sei behütet! Amen.

Impuls
Ich habe lange darüber nachgedacht, warum mir eines der ältesten Mariengebete „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin“ einfällt, wenn ich an meine Nachbarinnen denke: Es ist wohl die Unmittelbarkeit, mit der wir in unserer Nachbarschaft aufeinander schauen. Ohne es bewusst zu wollen, erleben wir den Alltag der jeweils anderen mit und kennen „normal“ und „da stimmt was nicht“ gut auseinander.

In einer solchen Unmittelbarkeit ruft auch dieses Gebet Maria
um ihren Schutz an: Ich schreie, wenn ich etwas brauche, und das ist für dich ok. „Erlöse uns jederzeit von allen Gefahren!“ – Wenn meine Nachbarin während der Corona-Quarantäne unserem Haushalt von vier Kranken eine stärkende Suppe vor die Tür stellt, dann ist das Erlösung. Deshalb bin ich so dankbar für solche konkreten „Marias“ – möchte auch selber eine solche sein.

Ich kenne von früher auch Nachbarschaft, die einschränkt, beurteilt, verbietet. Ja, man kann einander das Leben zur Hölle machen. Aber warum? Die Aufforderung zur Nächstenliebe meint in der Bibel auch die ganz konkreten Nachbarn. Und lieben heißt: akzeptieren – nicht notwendigerweise emotional lieben. Das geht doch vielleicht?!

konkret: Blick über den Zaun

  • Wann hast du das letzte Mal deine Nachbarn zu Besuch gehabt?
  • Gibt es noch unentdeckte Nachbarn oder solche, die du schon immer gerne kennen lernen wolltest? Der Sommer wäre doch eine Gelegenheit!
  • Nächstenliebe – wer ist gerade meine Nächste/mein Nächster,
    die/der meine Zuwendung bräuchte – indem ich Gemeinschaft
    teile oder Geld oder Essen oder Zeit oder handwerkliche Hilfe.
  • Wie würde das Gebet für deine NachbarInnen klingen?


Marlies Prettenthaler-Heckel

ist Mutter von vier Kindern und Fachreferentin für
Glaube & Verkündigung im Fachbereich Pastoral & Theologie.

Marlies Prettenthaler-Heckel
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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