Zeit für Kirche - Mein Ehrenamt | Teil 05
Da kommt man ins Keppeln und setzt sich…

Korbflechtkünstler. Martin Wallner hält auch heute seine Hände in Bewegung. | Foto: Trummer
  • Korbflechtkünstler. Martin Wallner hält auch heute seine Hände in Bewegung.
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Es gibt Häuser, „da muss ich aufpassen, dass mich die Leut’ nicht ausjeiken.“ So formuliert man es auf gut Steirisch. Die Haussammlung ist nicht immer das Allerlustigste und lauter Honiglecken wohl auch nicht. Als Sammler kommt man immer in die Verlegenheit, für alle Fehler von Kirche und Caritas zur Rede gestellt zu werden. Für andere geradestehen zu sollen. „Manchmal muss ich schon viel Kritik einstecken.“ Aber was hilft’s? „Wenn was passiert, dann helfen Caritas und Rotes Kreuz als erste, deshalb mach ich das und hoffe, dass das Geld gut verwendet wird.“

Eine einfache Aussage, die Martin Wallner da tätigt. „Anfang Februar kommt die Liste, und dann hab ich bis Ende April Zeit.“ Seine Runden dreht der Rüstige aus Untergiem bei Mühldorf, der bereits den 76er feiern konnte, bis heute mit dem Moped und erlebt viele schöne Momente und viel Erfolg, wenn etwa schon beim ersten Haus 100 Euro gegeben werden. Er wird gern gesehen, damit hat er selbst die größte Freude. „Wallner, komm mich besuchen, sagen die Leut’ zu mir.“

Beim Sammeln will er selbst auch etwas spenden, etwas zurückgeben. „Man muss dabei seine Zeit spenden.“ Mit den Menschen in Kontakt treten. Zu 90 Prozent, so erklärt der erfahrene Sammler, würde man gebeten, sich zu setzen. „Man kann nicht einfach nur sagen: Bitte Geld und pfüat euch.“ Oft kämen bei diesen Besuchen dann wirklich große Gespräche zustande. Wenn Martin Wallner es angeht, kann es deshalb gut sein, dass er nicht mehr als zwei Häuser an einem Vormittag schafft, denn: „Sie wissen eh, wie das ist, wenn man zum Keppeln kommt…“ Da kann dann schon Zeit vergehen. Manchmal kommt dabei auch das eine oder andere Glaserl auf den Tisch. Ja, das kann man gut verstehen. Die Leute mögen ihn und wohl auch seine schönen Formulierungen. „Für Gott braucht man keine Vorwahl, wenn man in Not ist, ruft man an…“ Bilder wie diese drücken viel von seiner Zufriedenheit aus und eine sympathische Altersweisheit.

Viel an positiver Rückmeldung erlebt Martin Wallner auch, wenn er etwa in Altersheime geht, um dort Menschen zu besuchen, den Rosenkranz vorzubeten, Maiandachten zu halten oder zu zeigen, wie er seine Weiden- und Strohkörbe flicht. „Das hab ich im Freilichtmuseum in Stübing immer wieder vorgeführt.“ Bis heute eine Beschäftigung, „denn ohne Arbeit mag ich nicht sein“.

80 Schilling waren es beim ersten Mal vor 50 Jahren. Heute schaut das Sammelergebnis natürlich anders aus: Etwas über 320 Euro, „also ungefähr 4000 Schilling“, hat Martin Wallner in seinen 15 Häusern erhalten.

Gisela Remler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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