Positionen - Svjetlana Wisiak
Schwein gehabt

Seit dem Mittelalter versteht sich der Schweinsbraten in Tschechien, Schlesien, Bayern und natürlich auch hierzulande als Inbegriff des Sonntags- oder Festtagsessens. In Österreich hält das „Bratl“ sogar Einzug ins „Register der traditionellen Lebensmittel“.

Aber auch südöstlich dieser Region muss das Schweinderl herhalten, wenn es gilt, große Feste zu feiern. Das Spanferkel kommt quer durch den Balkan übers Feuer, wenn eine Hochzeit, eine Taufe, Ostern oder Weihnachten würdig zu begehen sind. Bis in die Römerzeit reicht die Tradition zurück, ein Ferkel am Spieß über dem offenen Feuer zu drehen, bis es außen knusprig und innen saftig ist (nur hat man seither von exotischen Füllungen, wie Singvögeln, zum Glück Abstand genommen).

Auch in Österreich ist das Spanferkel nicht fremd. Doch während ein Sonntagsbraten ohne Bedenken genossen wird, bedauert man bei diesem Anblick zunächst „das arme Ferkel“, bevor man es verspeist. Arm fände ich in diesem Kontext auch die Sau, deren Schädel zu Silvester auf der Tafel landet.

Ich, die ich das Gericht von Kindesbeinen an kenne, bedauere das Tier nicht, sondern danke ihm. Denn das Spanferkel – auch wenn es nach dem traditionellen Weihnachtsfrühstück schwer im Magen liegt – dient als Symbol für Familie und Freude, für Gespräche und Gemeinschaft, für Fest und Miteinander. So ist es mir ehrlich gesagt egal, ob am 7. Jänner Schweinsbraten, Spanferkel oder Gemüseauflauf aus dem Backrohr kommt – so lange man sich auf das Wichtige im Leben besinnen kann.

Svjetlana Wisiak

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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