Aus meiner Sicht - Katharina Grager
Dabei sein ist alles?

„Schneller, höher, weiter“ – so habe das Motto der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit gelautet. Klingt nach Wettbewerb und Kampfgeist. Wenn ich an ein olympisches Motto denke, fällt mir „Dabei sein ist alles“ ein. Für Sportler:innen sei bereits die Teilnahme eine große Ehre. Eine Medaille mit nach Hause nehmen zu können, wäre noch eine Draufgabe.

So funktioniert das nicht? Um (sportliche) Höchstleistungen zu bringen braucht es erbitterten Ehrgeiz und den klaren Willen zum Sieg? „Dabei sein ist alles“ formt nur schwache Verlierer?

Ich muss an die biblische Erzählung denken, wo Jesus seine Jünger:innen aussendet (Lk 10,1–11). Er schickt sie los mit den Worten: „Nehmt nichts mit“. Sie sollen ohne Tasche, Schuhe oder Geldbeutel gehen. Radikal. Er will, dass sie völlig angewiesen sind auf die Gastfreundschaft der Menschen. In der „Machtlosigkeit“ liegt ihre Stärke. Auch bei Olympia hört man immer wieder von „Außenseitern“, die unerwartet am Stockerl stehen.

Wenn ich mich demnächst auf meinen ersten Weitwanderweg mache, wird mein Rucksack gut gefüllt sein. Auf Gastfreundschaft hoffe ich trotzdem. Beim Gehen wird nicht „Schneller, höher, weiter“ meine Maxime. Und doch wird es am Ende eine Höchstleistung gewesen sein – meine persönliche.

Katharina Grager, Redakteurin
katharina.grager@graz-seckau.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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