Wie Vertrauen gewinnen?
Die Salzburger Hochschulwochen beschäftigten sich in diesem Jahr mit dem Thema „Fragiles Vertrauen – Über eine kostbare Ressource“.
Mit einem Plädoyer für ein Mehr an gesellschaftlichem Vertrauen und zugleich einem Weniger an Kontrolle sind die Salzburger Hochschulwochen zu Ende gegangen. Vertrauen sei „nur relational zu haben“, da es sich nur durch Begegnung von Menschen bilde. Entsprechend brauche es mehr öffentliche Orte und Räume zur Begegnung und zur Überschreitung des je eigenen Milieus. Das betonte die Berliner Soziologin Prof. Jutta Allmendinger beim Festvortrag in der Universität. Viele dieser notwendigen Räume und zivilgesellschaftlichen Institutionen seien in den vergangenen 30 Jahren verloren gegangen. Zugleich sei das Vertrauen untereinander und in die Demokratie einem Mehr an Kontrolle und Regulierung gewichen.
Sie hoffe, dass auch die Kirchen künftig Vertrauen zurückgewinnen können, „denn wir brauchen sie dringend“, so Allmendinger, die Mitglied in der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften ist. Es gelte wieder den „Wert der Heterogenität“ zu entdecken und dem soziologisch nachweisbaren Trend zu immer größerer Gleichförmigkeit – von den Familien über die Freundschaften, Beziehungen bis zum Berufsleben und der Politik – zu widerstehen.
Dem Festakt vorangegangen war ein Gottesdienst im Salzburger Dom mit Erzbischof Franz Lackner. Der Rotterdamer Bischof Hans van den Hende wies in der Predigt darauf hin, dass im Zusammenspiel von Kirche und Gesellschaft „Vertrauen unter Druck geraten“ sei. Dies könne man an einer steigenden Sehnsucht nach einem „Zurück zum Alten“ festmachen: „Wenn das Vertrauen fehlt, werden Grenzen geschlossen.“ Dabei sei es gerade Aufgabe der Christen, „die Schöpfung als unser gemeinsames Haus“ zu verstehen und am Aufbau einer „Zivilisation der Liebe“ mitzuwirken.
Wachsender Narzissmus. Der renommierte Psychiater und Therapeut Reinhard Haller sieht im Zuwachs des Narzissmus einen wesentlichen Grund für den Vertrauensverlust in der Gesellschaft. Wo es an „emotionaler Muttermilch“, also Liebe, Vertrauen, Wertschätzung, Anerkennung, Respekt, Aufmerksamkeit und Toleranz fehle, komme es zu narzisstischen Störungen bis hin zu gefährlichen Charakteren. Darüber hinaus seien auch eine „Digitalisierung der Emotionalität“, eine Zunahme der „Skandalisierungslust“, eine Radikalisierung der Sprache, die „Idealisierung der Maske der Coolness“, ein sich veränderndes Bild von Arbeit, der Umgang mit alten Menschen und die „Krise des Ehrbegriffs“ für den Vertrauensverlust verantwortlich.
Die Kärntner Politologin Prof. Kathrin Stainer-Hämmerle mahnte die wahlwerbenden Parteien, im laufenden Wahlkampf „nicht zu viel Porzellan zu zerschlagen“. Wo der jeweils andere permanent diskreditiert und niedergemacht wird, werde mittelfristig auch jenes Vertrauen zerstört, das es braucht, um nach einer Wahl konstruktiv zusammenzuarbeiten.
Kathpress
Ist Gott vertrauenswürdig?
Ein Gespräch mit dem Theologen Thorsten Dietz, der Theologin Elisabeth Höftberger und dem Theologie-Studierenden Johannes Hablas gibt es als Podcast: https://salzburger-hochschulwochen.simplecast.com.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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