Kirche Steiermark
Treten wir der Krise der Vorstellungskraft entgegen!

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Am 30. Juni wurde die Internationale Sommerschule auf Schloss Seggau (GUSEGG) eröffnet

Eine „nach vorne blickende Initiative“ – so bezeichnete Walter Prügger die bereits 19. „Sommeruni im Süden“. Im Namen des Gastgebers Bischof Wilhelm Krautwaschl und im Beisein von Andrea Kager-Schwar, Direktorin des bischöflichen Mensalguts und des Hotel Schloss Seggau, wählte der Ressortleiter für Bildung, Kunst & Kultur den Fußball als Metapher, um sich dem heurigen Thema „Disruptive Imagination and Resistance in Europe and the Americas: State – Society – Religion“ (Disruptive Vorstellungskraft und Widerstand in Europa und den Amerikas: Staat - Gesellschaft - Religion) anzunähern. Der ehemalige GAK-Profi Prügger blickte regional und biografisch gefärbt auf die Gleichzeitigkeit von Fußballturnieren und (Grenz-)Konflikten, von „positivem Nationalismus“ und Rechtsextremismus, plädierte für ein Europa der Gastfreundschaft sowie die Bildung von wohlwollenden Allianzen und schloss mit einem Appell an die 67 Studierenden aus 24 Nationen im Raum: „Use your time here!“ (Nützt eure Zeit hier!) 

Gerade weil sich vielerorts ein Gefühl von Resignation und Hilflosigkeit angesichts von existenziellen Bedrohungen und gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel, Krieg, Ungleichheit, Armut, Hunger und Pandemien breitmacht, ist das ein Mut machender Aufruf, der sich, so Prügger, dem „Determinismus und Fatalismus“ und der „Krise der Vorstellungskraft“ (Amitav Gosh) entgegenstellt.

So schreibt das GUSEGG-Team: Eine disruptive – nicht per se zerstörerische, sondern Altes aufbrechende – „Vorstellungskraft, die das Gewohnte in Frage stellt, eröffnet neue Handlungsmöglichkeiten: Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung auf der einen, Widerstand gegen die eigene Hoffnungslosigkeit und Resignation auf der anderen Seite“.

Selbstkritische Hingabe angesichts globaler Herausforderungen

An die bis in die Antike zurückreichende Grenzlandgeschichte der Südsteiermark anknüpfend, meinte die Vizerektorin für Internationalisierung und Gleichstellung der Uni Graz, Mireille van Poppel: „This is a lovely setting, although it was not always peaceful here“ (Das ist eine schöne Umgebung, obwohl es hier nicht immer friedlich war.). Mit Blick auf die multiplen und weltweiten Krisen unserer Zeit freute sich van Poppel, dass „jeder Kontinent hier“ sei – „das ist genau das, was wir heute brauchen“.

Michael Kuhn, der akademische Ko-Direktor der Sommeruni, rief in seiner Rede dazu auf, über das eigene Ego hinauszugehen und die „Selbst-Affirmation“ in den Social Media durch Begegnung und Meinungsaustausch zu durchbrechen. Passend zum Disruptionsthema wünschte er den „Studis“ und Lehrenden zwei herausfordernde Wochen auf Schloss Seggau.

Genau hier setzte Roberta Maierhofer, die Leiterin der Sommeruni, fort: Angesichts des forschen Themas und der provokanten Frage, dass wir aller gelebten Weltoffenheit zum Trotz vielleicht doch „borders, castles and locked doors“ (Grenzen, Schlösser und verschlossene Türen) brauchen, forderte sie die Anwesenden auf, kritisch auf festgefahrene Bilder im Kopf und persönliche Schutzbedürfnisse zu blicken und sich mit Hingabe und Offenheit dem interdisziplinären Dialog in Seggau zu stellen: „We are not knowing, but trying to know“ (Wir wissen nicht, aber wir versuchen zu wissen). Den Hotel-Swimmingpool, ergänzte Maierhofer lapidar, werde man dabei nur aus der Ferne sehen. Am Lagerfeuer vor dem Weinkeller klang der Abend zu den Klängen der Wasserfaller-Familie stimmungsvoll aus. Und wer weiß: Vielleicht geht sich trotz des dichten Programms doch der eine oder andere Sprung in den Pool aus. Let’s roll! (Los geht's!)

Florian Traussnig

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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