Weltkirche
Pro Oriente Delegation zu Besuch in Brüssel
Pro Oriente-Delegation aus Oberösterreich besuchte in Brüssel Politiker und Kirchenvertreter.
Die Kirchen und Religionen müssten sich in den gesamteuropäischen wie regionalen gesellschaftspolitischen Diskurs viel stärker einbringen. Das war der Tenor der Begegnung einer Linzer „Pro Oriente“-Delegation in Brüssel mit Othmar Karas, Vizepräsident des Europaparlaments. Die Delegation wurde von Bischof Manfred Scheuer und dem früheren oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer angeführt.
Karas wies in dem Gespräch Positionen zurück, wonach die Kirchen nicht Teil des demokratischen Diskurses sein sollten. Ganz im Gegenteil sehe er die Kirchen in der Pflicht, den Menschen in Grundsatzfragen Orientierung zu geben, so Karas, der im EU-Parlament auch für den strukturierten Dialog mit den Kirchen, Religionsgemeinschaften und Nichtkonfessionellen zuständig ist.
Eindringlich mahnte Karas auch die Kirchen und Religionen, die Zusammenarbeit untereinander zu intensivieren und gemeinsame Positionen gegenüber der europäischen Politik zu vertreten, um Gehör zu finden. Persönlich sei er ein „überzeugter Christdemokrat“, so Karas, und er fügte ironisch hinzu: „eine schützenswerte Minderheit“.
Vor dem Gespräch mit Karas traf die OÖ-Delegation den Bischof von Antwerpen, Johan Bonny, der einen sehr realistischen Befund der kirchlichen Situation in seiner Heimat präsentierte. Die Finanzierung der Kirche läuft in Belgien wesentlich anders als etwa in Österreich. So werden die in der Seelsorge tätigen Geistlichen großteils vom Staat bezahlt. „Kirchenaustritte“ wie in Österreich gibt es deshalb nicht. Doch die Säkularisierung mache vor Belgien nicht Halt, so Bonny. Vielleicht zwei bis drei Prozent aller Katholiken würden in Belgien die Sonntagsgottesdienste mitfeiern.
EU-Mitgliedschaft alternativlos
Am zweiten Tag ihres Besuches traf die Gruppe mit dem österreichischen EU-Kommissar Johannes Hahn, dem Apostolischen Nuntius bei der EU, Erzbischof Noel Treanor, und COMECE-Generalsekretär Fr. Manuel Enrique Barrios Prieto zusammen. EU-Kommissar Hahn bekräftigte im Gespräch mit der Delegation, dass er zur EU-Mitgliedschaft für Österreich keine Alternative sehe. Österreich als kleines Land würde international ohne EU-Mitgliedschaft „nirgendwo“ stehen. Schon die EU verliere international immer mehr an Bedeutung. Ende des Jahrhunderts werden laut Prognosen nur mehr vier Prozent der Weltbevölkerung in der EU leben.
Erzbischof Treanor bezeichnete es bei dem Gespräch in der Nuntiatur in Brüssel als ermutigendes Zeichen, dass es nach einer längeren Vakanz mit dem früheren belgischen Diplomaten Frans van Daele wieder einen EU-Sonderbeauftragten für weltweite Religionsfreiheit gibt. Außerdem müssten sich Kirchen und Religionen stärker in den politischen Diskurs einbringen, ist der Nuntius überzeugt. Die Themenpalette sei vielfältig: von der Friedens- und Entwicklungspolitik über Migration und Sozialpolitik bis zu ethischen Fragestellungen, unter anderem bei neuen Technologien wie der Künstlichen Intelligenz.
Bischof Scheuer und der Linzer Pro Oriente-Vorsitzende Pühringer hoben zum Ende der mehrtägigen Reise besonders den Friedensauftrag der EU hervor. Ein zweites Thema, das Josef Pühringer in Brüssel ein großes Anliegen war, ist die weltweite Christenverfolgung: „An den Krieg und die Christenverfolgung dürfen wir uns nicht gewöhnen.“
Quelle: KATHPRESS
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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