Weltkirche
Jede Stimme wichtig
Trump und Harris umwerben im Wahlkampf-Endspurt christliche Wähler.
Kevin Hayes ist fest davon überzeugt, dass der Weg ins Weiße Haus durch den Bundesstaat Pennsylvania führt. Ohne dessen 19 Wahlleute könne am 5. November keiner der US-Präsidentschaftskandidaten eine Mehrheit im Electoral College gewinnen. „Pennsylvania ist ein perfekter Spiegel Amerikas“, erklärt der Katholik, der mit seiner Organisation Catholics Vote Common Good die Werbetrommel für Kamala Harris rührt. Der Bundesstaat vereine Arm und Reich, Stadt und Land, verschiedenste ethnische Gruppen.
In den letzten Umfragen liegen der Republikaner Donald Trump und die Demokratin Kamala Harris praktisch gleichauf. Es kommt im Endspurt tatsächlich auf jede Stimme an. Deshalb tobt in Pennsylvania ein erbitterter Kampf um die Stimme der Katholiken, die etwa ein Viertel der Wähler ausmachen. Ihr bekanntester Vertreter ist Amtsinhaber Joe Biden, der in der Industriestadt Scranton aufgewachsen ist.
Eine aktuelle Umfrage zeigt Harris in dem Bundesstaat mit einer hauchdünnen Führung von 49 zu 48 Prozent bei katholischen Wählern. Bei ihnen spiegelt sich eine ähnliche Geschlechterkluft wie in der Gesamtwählerschaft: 57 Prozent der katholischen Frauen tendieren zu Harris, während 57 Prozent der Männer Trump favorisieren. Betrachtet man nur die weißen Katholiken, hat Donald Trump einen klaren Vorsprung von 55 zu 42 Prozent.
„Wir setzen alles auf Pennsylvania“, sagt auch Brian Burch, Vorsitzender der Organisation Catholic Vote, die als Trumps katholische Mobilisierungskampagne in den Swing States fungiert. Die Gruppe verweist gerne darauf, dass der republikanische Vize-Kandidat J. D. Vance gläubiger Katholik sei. Sie setzt in Pennsylvania auf persönliche Ansprache. So seien bereits mehr als 500.000 handgeschriebene Postkarten an katholische Wähler verschickt worden.
Auch die Freiwilligen von Catholics Vote Common Good schreiben Gläubige an. Die Gruppe hat eine Datenbank mit Tausenden Katholiken aufgebaut. Hayes organisiert virtuelle Treffen, Haustürbesuche und Telefonaktionen. „Wir müssen über das Gemeinwohl nachdenken und die Kandidaten durch die Brille der katholischen Soziallehre betrachten“, sagt er.
Trump sucht den Schulterschluss mit Evangelikalen und Katholiken über die angeblich gemeinsame Erfahrung der Ausgrenzung. Bei einer Veranstaltung im Wechselwählerstaat Georgia behauptet er, gläubige Christen würden von den Demokraten politisch verfolgt. Harris wolle sie zu „Bürgern zweiter Klasse“ machen.
Der Politologe Geoffrey Layman von der University of Notre Dame geht von einem Herzschlagfinale aus: „Die Mobilisierung muss für beide Kandidaten perfekt laufen, wenn sie eine Chance haben wollen.“
Bernd Tenhage/Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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