Bildung
Hirn, Hand und Herz

Die Person in den Mittelpunkt stellen“: So lautet das erste von sieben Engagements, die von Papst Franziskus 2019 ausgegeben wurden. Dass Bildung immer wechselwirkend ist, lebt ein Bub vom Bischöflichen Campus Augustinum vor und spendet Walter Prügger, Leiter des kirchlichen Ressorts Bildung, Kunst & Kultur, den Segen | Foto: Neuhold
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Welttag der Bildung am 24. Jänner: Schule muss mehr sein als Lernen und Lehren – das fordert auch der Globale Bildungspakt.

Nie mehr Schule! Keine Schule mehr!“ Vor 43 Jahren kam Falcos gleichnamiger Hit erstmals heimischen Schülerinnen und Schülern zu Ohren, und einem Großteil von ihnen, so darf vermutet werden, sprach der Austro-Poper aus der Seele.

Seit damals hat sich viel getan: Den Liedzeilen zum Trotz gehen heute neun von zehn Kindern weltweit in die Schule; ein großer Sprung in Richtung Armutsbekämpfung scheint gemacht. Zugleich bleiben mehr als 262 Millionen schulpflichtiger Kinder laut UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UN), dem Unterricht fern – aufgrund von Armut, Krieg, Naturkatastrophen oder schlichtweg wegen der Tatsache, Mädchen zu sein.
Anders in Österreich, das laut der Denkfabrik agenda austria bildungspolitisch innerhalb der Top 15 in Europa liegt. 1774 von Maria Theresia verordnet, besteht hierzulande Schulpflicht, und seit ihrer Einführung vor 250 Jahren hat sich viel getan: Klassengrößen schrumpften von 100 auf 25 SchülerInnen – zumindest in der Volksschule liegt die Teilungsziffer bei 26. Das LehrerInnen-Gehalt ist angestiegen, und die Ausstattung der heimischen Schulen kann weitgehend als den medialen Anforderungen entsprechend bezeichnet werden. „Für ein Land wie Österreich ist es wichtig, gerade auch in Bezug auf die kommenden Entwicklungen wie die Digitalisierung … eine Platzierung im absoluten Spitzenfeld zu erreichen“, ist auf der Website der wirtschaftsliberalen Denkfabrik zu lesen. Doch reicht das, was die agenda austria empfiehlt, schon aus, um Kinder gut vorbereitet auf das Leben loszulassen? „Nein“ würde der aktuelle Papst wohl sagen.

Breit angelegt: der Bildungspakt
Im September 2019 lädt Franzsikus zum Dialog und präsentiert seinen „Globalen Bildungspakt“. „Die Person in den Mittelpunkt stellen“, „Der jungen Generation zuhören“, „Frauen fördern“, „Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Familie schaffen“, „Für Willkommenskultur offen sein“, „Wirtschaft und Politik erneuern“, „Das gemeinsame Haus hüten“: Um diese Punkte – der Papst spricht von den „sieben Engagements“ – geht es in seinem Bildungs-Leitfaden.
„Das Anliegen von Papst Franziskus war, Bildung in den Mittelpunkt der kirchlichen Arbeit zu bringen und das kirchliche Netzwerk dafür zu nützen“, erzählt Walter Prügger, Leiter des Ressorts Bildung, Kunst & Kultur in der Katholischen Kirche Steiermark. Anfang Jänner startete er die Umsetzung von Punkt 1 des Bildungspaktes (siehe Interview links). Die Zeit ganzheitlicher Bildung sei längst schon angebrochen, oder, mit Falco gesprochen: Nicht „Nie mehr Schule“, sondern „Bildung für Hirn, Hand und Herz“.

Anna Maria Steiner

„Gegensätze überwinden und … eine geschwisterliche Menschheit wiederherstellen“: Das ist laut Papst Franziskus langfristiges Bildungsziel.  | Foto: iStock
  • „Gegensätze überwinden und … eine geschwisterliche Menschheit wiederherstellen“: Das ist laut Papst Franziskus langfristiges Bildungsziel.
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Globaler Bildungspakt

Drei Fragen an Walter Prügger

Der Globale Bildungspakt sieht die Umsetzung von sieben Engagements vor.
Wie geht man dabei vor?

Auf einer Großtagung haben sich die Katholischen Privatschulen vergangenes Jahr einen Überblick über die Inhalte des Bildungspakts verschafft. In diesem Jahr widmen wir uns der Umsetzung des ersten Zieles „Die Person in den Mittelpunkt stellen“.

Wie gehen Sie an dieses Ziel heran?
… in vielen Schritten. Auf unserer Jahrestagung werden uns ExpertInnen Inputs zum Thema geben. Die Schulerhalter werden mit ihren Schulen konkrete Schritte erarbeiten
– unter Einbindung von SchülerInnen und weiterer Mitglieder der Schulgemeinschaft.

„Die Person im Mittelpunkt“: Was bedeutet das im konkreten Schulalltag?
In erster Linie heißt es, den Menschen in all seinen Ausformungen anzunehmen – auch mit seinen Fehlern. Dazu müssen wir unsere Fehlerkultur anschauen. Und wir müssen verständlich sprechen. Wenn ich sage, wir tun all das auf dem Hintergrund eines christlichen Werteverständnisses, ist das für viele womöglich eine leere Hülse. Bildung beginnt mit dem Bemühen, einander zu verstehen. Dazu muss man sich auf Augenhöhe des Gegenübers begeben.

Die Person in den Mittelpunkt stellen“: So lautet das erste von sieben Engagements, die von Papst Franziskus 2019 ausgegeben wurden. Dass Bildung immer wechselwirkend ist, lebt ein Bub vom Bischöflichen Campus Augustinum vor und spendet Walter Prügger, Leiter des kirchlichen Ressorts Bildung, Kunst & Kultur, den Segen | Foto: Neuhold
„Gegensätze überwinden und … eine geschwisterliche Menschheit wiederherstellen“: Das ist laut Papst Franziskus langfristiges Bildungsziel.  | Foto: iStock
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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