Herz ist gefragt
Neu beten. Neu leben. Steirische Religionslehrerinnen und Religionslehrer befassten sich bei ihrer ökumenischen Sommer.Bildung mit Fragen der Spiritualität.
Betest du?“ Diese Frage hatte der jetzige Innsbrucker Bischof Hermann Glettler als Kaplan in Judenburg einem elfjährigen Mädchen gestellt. „Natürlich bete ich“, lautete ihre spontane Antwort. Und bis heute fasziniert Glettler die Erfahrung, die sie hinzufügte: Manchmal rede sie beim Beten wie gegen eine Wand, dann wieder wie auf ein Herz.
„Neu beten. Neu leben“ stand als Motto über der ökumenischen Sommer.Bildung für Religionslehrerinnen und Religionslehrer vom 4. bis 6. September im Grazer Augustinum. Andrea Seel, Rektorin der Privaten Pädagogischen Hochschule (PPH) Augustinum, konnte bei der Eröffnung auch Bischof Wilhelm Krautwaschl, Superintendent Wolfgang Rehner, Schulamtsleiter Walter Prügger und andere Verantwortliche in der Diözesanleitung, Gemeinderat Peter Piffl-Percevic und Sonja Danner von der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems begrüßen.
Bevor sich die Religionspädagoginnen und Religionspädagogen in zahlreichen Workshops mit speziellen Fragen auseinandersetzten, führten zwei Impulsreferate in die Thematik ein. Wir leben in einer nervösen Zeit, diagnostizierte Bischof Glettler. In einer Zeit mit vielen Unsicherheiten sei das Herz gefragt, aber auch oft überfordert. Eine Spiritualität, die vom Herzen ausgeht, sei aber gut verständlich. Die „Herzqualität“ des Menschen bestehe darin, dass ein konkretes Du und ein größeres Wir Raum und Stimme bekommen können. Nicht Verdrängung oder Resignation sollten die Rekation auf die verunsichernde Zeit sein, sondern Entlastung, Versöhnung und Reinigung. Zehn Minuten Stille am Tag würden von selbst zum Gebet führen. Mit den Anwesenden übte Bischof Glettler drei Akzente von Spiritualität und Gebet: Aufrichten (Lobpreis), Verbundenheit (die ausgebreiteten Arme Jesu am Kreuz) und Zur-Mitte-Kommen (Gottes Herzensenergie in sich spüren).
Nach einer speziell evangelischen Spiritualität war die evangelische Theologin und Pfarrerin Marianne Pratl-Zebinger gefragt worden. Nach ihrer Beobachtung wird der Begriff „Spiritualität“ eher in bestimmten, auch kirchenferneren Milieus verwendet, oft statt Frömmigkeit, Glaube oder Kirchgang. Auch sei Spiritualität etwas Individuelles und Persönliches, dort, wo mir das Herz aufgeht.
Im evangelischen Bereich seien typisch eine Gesangbuchfrömmigkeit („Es ist uns nicht egal, was wir singen“), eine Losungsfrömmigkeit (ein Bibelwort als Motto für einen Tag) und eine politische Frömmigkeit. Vor allem werde Spiritualität im Alltag gesucht: am Familientisch und im Berufsleben. Es sei wie bei einem Kinobesuch: Mit einer 3-D-Brille schaut man einen Film nicht nur an, sondern ist einbezogen. Es sei aber nicht egal, welchen Film man anschaut. Und es ist auch nicht egal, welche Spiritualität man hat.
Seit zehn Jahren erscheint regelmäßig die Publikation „Reli+Plus“ als religionspädagogische Zeitschrift für Praxis und Forschung. Auch dieses Jubiläum gehörte zur heurigen Sommer.Bildung.
In einem Gottesdienst wurden neue Religionslehrerinnen und Religionslehrer von Bischof Wilhelm Krautwaschl für ihren Dienst gesendet: „Lassen Sie sich mit Ihrer ganzen Person stets neu darauf ein, selbst wenn der Gegenwind mühsam sein sollte … Gott kommt Ihnen in Ihren schulischen Situationen entgegen.“.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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