Am Herzschlag dran

Für Otto Neubauer gibt es „keinen Ort, wo Gott nicht sein könnte“ – selbst im Pariser Moulin Rouge, im Dorfcafé oder im Casino von Baden ist er ihm begegnet. | Foto: Neuhold
  • Für Otto Neubauer gibt es „keinen Ort, wo Gott nicht sein könnte“ – selbst im Pariser Moulin Rouge, im Dorfcafé oder im Casino von Baden ist er ihm begegnet.
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Bei der Priesterwoche auf Schloss Seggau beschrieb Otto Neubauer die Mission der Kirche als „solidarische Karawane“.

Die Zukunft der Kirche wird in vielen Tischgemeinschaften stattfinden.“ Davon zeigte sich Otto Neubauer überzeugt. Der Referent beim Studienteil der diesjährigen Priesterwoche leitet in der Erzdiözese Wien ein Ausbildungszentrum für Dialog und eine innovative Mission.

Der aus der Steiermark stammende Theologe sprach von der „Gnade der Gastfreundschaft“, die geschenkhaft erlebbar werde, wo Menschen einladen und sich einladen lassen. Dabei dürfe man nicht in der Sicherheit einer homogenen Gruppe unter sich bleiben, sondern müsse bereit sein, „in neue Welten einzutauchen“, buchstäblich „überlaufen zu jenen, die anders denken oder leben“, und vor allem die Berührung mit der verwundeten Welt suchen, geleitet von der Frage: „Wo würde Jesus heute hingehen?“ Neubauer verwies auf Papst Benedikt, für den die Heiligkeit Jesu „sich gerade in der Vermischung mit den Sündern“, geäußert habe. Jesus habe eine Schicksalsgemeinschaft mit den Verlorenen“ gebildet.

Der Vortragende erzählte in sehr berührenden Beispielen von Lernprozessen aus „ziemlich besten Begegnungen“, wie einem Abendessen mit Kardinal Christoph Schönborn und dem Live-Ball-Organisator Gery Keszler, bei dem beide ganz ungeschützt voreinander ihre Lebensgeschichte offengelegt hätten. In vielen solcher Begegnungen an unerwarteten Orten habe sich gezeigt: „Der Geist Gottes wirkt in der Sehnsucht der Menschen.“

Plötzlich würden auf diese Weise Freundschaften wachsen und Netzwerke entstehen. Kirche müsse „Gemeinschaft stiften in Diversität“ und eine neue Begegnungskultur entwickeln. Es brauche die Risikobereitschaft, dorthin zu gehen, „wo es uns den Boden wegzieht“, „sich in Situationen hineinziehen zu lassen, die einen selbst verändern“, und die Absicht, voneinander zu lernen. „Lerne ich den Herzschlag der Menschen kennen?“, fragte Otto Neubauer.

Wichtig ist für ihn, dass die Menschen dabei Kirche als einen Ort der Barmherzigkeit erleben, dass eine Begegnung „von Herz zu Herz“ möglich ist. Diese sei nicht planbar. Wo sie aber gelinge, da entstehe Gemeinschaft und Jüngerschaft. Und diese JüngerInnen mischen sich – wie Papst Franziskus sagt – unter die „solidarische Karawane“ der Menschheit.

Alfred Jokesch

Papst Franziskus:
„Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Stile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient, (…) dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des ‚Aufbruchs‘ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet.“ (Evangelii Gaudium 27)

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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