Kirche Steiermark
Aktiv schützen

In Workshops konnten die Teilnehmenden das Tagungs-Thema „Spirituelle Gewalt“ vertiefen, wie mit Prof.in Judith Könemann (im Bild links) zu Interventionsmöglichkeiten an Hand von Fallbeispielen.
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  • In Workshops konnten die Teilnehmenden das Tagungs-Thema „Spirituelle Gewalt“ vertiefen, wie mit Prof.in Judith Könemann (im Bild links) zu Interventionsmöglichkeiten an Hand von Fallbeispielen.
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Tagung in Salzburg im Zeichen der Prävention spiritueller Gewalt.

Die Diözesanen Stabsstellen für Prävention von Missbrauch und Gewalt widmeten die alle zwei Jahre stattfindende, österreichweite Fachtagung diesmal dem Thema „Prävention spiritueller Gewalt“. Im Salzburger Kolpinghaus wurde am 17. Oktober beleuchtet, wie gelungene, professionelle Seelsorge aussehen kann, die auch in geistlicher Hinsicht nicht verletzt und die vor Verletzungen aktiv schützt. In der Rahmenordnung für die katholische Kirche in Österreich – Maßnahmen, Regelungen und Orientierungshilfen gegen Missbrauch und Gewalt sei dieses Thema zwar angeschnitten, aber nicht ausreichend behandelt, so der Tenor der ExpertInnen. Sie orten Handlungsbedarf für das Verfassen von Kriterien, die Verankerung im Kirchenrecht und in Ausbildungen sowie die Umsetzung im Alltag.

Judith Könemann, Professorin am Institut für Religionspädagogik und Pastoraltheologie (Uni Münster), plädierte dafür, das Phänomen der spirituellen Gewalt als eine eigene Form der Gewalt zu benennen. „Missbrauch ist immer eine Form von Gewalt, findet in Vertrauensbeziehungen statt und ist immer mit Machtausübung verbunden. Das Setting ist immer durch eine asymmetrische und damit bereits in sich machtförmige Beziehungskonstellation bestimmt.“ Geistlichen Missbrauch zu bestimmen sei deshalb schwierig, weil bisher keine konkreten Kriterien festgelegt wurden – „hier besteht dringender Handlungsbedarf“, bekräftigte sie.
Bernd Hillebrand, Professor für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie (Uni Graz), sprach sich für eine Sensibilisierung im Alltag aus. „Es sind manchmal schon die kleinen und alltäglichen Routinen von kirchlicher Spiritualität, die als alternativloser Vollzug Zwang und Gewalt verursachen“, betonte er. Um für diese „alltäglichen und subtilen Gewaltformen“ sensibel zu sein, bedürfe es einer doppelten Reflexion. „Zum einen liegt dahinter meist ein bestimmtes Gottes- und Missionsverständnis. Es ist gut, sich diese bewusst zu machen und deren Wirkung zu bedenken.“ Zum anderen spielten Emotionalität und deren neurologische Hintergründe eine zentrale Rolle. Dadurch finde eine neue Verhältnisbestimmung von Kognition und Emotion statt. „Daraus ergeben sich Kriterien, die für den Umgang von spiritueller Gewalt leitend sein könnten“, erklärte er.

Aus der Rahmenordnung:
„Spirituelle Gewalt ist eine besondere Form von psychischer Gewalt, die im allgemeinen Sprachgebrauch als ‚Geistiger‘ oder ‚Geistlicher Missbrauch‘ bezeichnet wird. Spiritueller Missbrauch wird ausgeübt, wenn mittels religiöser Inhalte oder unter Berufung auf geistliche Autorität Druck und Unfreiheit entstehen und Abhängigkeit erzeugt und ausgenutzt wird. Das Phänomen ist zwar nicht neu, aber dennoch nicht ausreichend wissenschaftlich erfasst und bearbeitet.“

Infos: ombudsstellen.at/rahmenordnung

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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