Über die menschliche Würde
Das neue vatikanische Dokument „Dignitas infinita“ bespricht verschiedene Verletzungen der Menschenwürde – darunter Armut, Krieg und Gewalt gegen Frauen.
Fünf Jahre hat das Dikasterium für die Glaubenslehre daran gearbeitet. Am Montag, 8. April, wurde es nun veröffentlicht: das Dokument „Dignitas infinita“, auf Deutsch „Unendliche Würde“. Auf 26 Seiten bringt die Erklärung das päpstliche Lehramt der letzten zehn Jahre zum Thema Menschenwürde auf den Punkt. Das Schreiben erhebe „nicht den Anspruch, ein so reiches und entscheidendes Thema zu erschöpfen, sondern will einige Denkanstöße bereitstellen“, so Kardinal Víctor Manuel Fernández, Präfekt des Glaubens-Dikasteriums, im Vorwort.
Verletzungen der Würde. Die ersten drei Kapitel bilden die Grundlage für das vierte, das, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, einige schwerwiegende Verletzungen der Menschenwürde auflistet: Armut, Krieg, Leid der Migranten, Menschenhandel, sexueller Missbrauch, Gewalt gegen Frauen, Abtreibung, Leihmutterschaft, Euthanasie und assistierter Suizid, Ausschluss von andersfähigen Menschen, Gender-Theorie, Geschlechtsumwandlung und Gewalt in der digitalen Welt.
Im Schlusswort bekräftigt der Papst die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, anlässlich des 75. Jahrestages ihrer Unterzeichnung (10. Dezember 1948), und formuliert, sie sei „wie ein Königsweg, auf dem viele Fortschritte gemacht wurden, wo aber noch sehr viele weitere Schritte fehlen, und manchmal machen wir leider auch Rückschritte. Der Einsatz für die Menschenrechte ist nie zu Ende!“ „Dignitas Infinita“ verschweigt damit nicht völlig, dass die Katholische Kirche bei der Akzeptanz der Menschenrechte einen Lernprozess hinter sich und in manchen Bereichen weiter Vorbehalte gegen die UNO-Menschenrechtserklärung hat. In einer Fußnote werden kirchliche Dokumente genannt, die Menschenwürde positiv aufgegriffen haben. Jene Päpste, bei denen die ersten Formulierungen von Menschenrechten einst z. B. als „zügellose Freiheitslehren“ galten (Leo XIII. 1885) bleiben unerwähnt.
Energischer Denkanstoß. Der Salzburger Erzbischof und Bischofskonferenz-Vorsitzende Franz Lackner begrüßt das Dokument und zeigt sich froh darüber, dass die Kirche die Würde des Menschen bedingungslos verteidigt: „Sie tut dies mit einer Klarheit, die nicht immer auf Verständnis und Einigkeit mit manchen Sichtweisen heutiger Zeit stoßen kann.“ Nicht alle Standpunkte der Kirche würden gerne gehört. Jedoch sei es klar „eine Stimme für den Menschen, für seine Würde und Rechte, und damit für die Menschlichkeit“. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler ergänzt: „Dass das vatikanische Schreiben an einigen Stellen nur plakativ argumentiert, ist der Fülle der angesprochenen Themen geschuldet.“ Die Erklärung sei „ein energisch vorgetragener Denkanstoß, keine finale Lehrverkündigung“.
Dignitas infinita
„Eine unendliche Würde ... kommt jeder menschlichen Person zu, unabhängig von allen Umständen ... oder in welcher Situation sie sich auch immer befinden mag.“
▶ Volltext: tinyurl.com/dignitasinfinitaDE
Quellen: Vatican News, Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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