Stichwort: Heilige
Friede ist in Gott

Aus einem Holz geschnitzt: Pfarrpatron Bruder Klaus von der Flüe und seine Frau Dorothee sind in der Ragnitzer Kirche gemeinsam dargestellt. Auch im Moment des Loslassens bleibt die emotionale und spirituelle Beziehung bestehen, was die Geschlossenheit der Komposition zum Ausdruck bringt. | Foto: Jokesch
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  • Aus einem Holz geschnitzt: Pfarrpatron Bruder Klaus von der Flüe und seine Frau Dorothee sind in der Ragnitzer Kirche gemeinsam dargestellt. Auch im Moment des Loslassens bleibt die emotionale und spirituelle Beziehung bestehen, was die Geschlossenheit der Komposition zum Ausdruck bringt.
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Nikolaus von der Flüe wird am 25. September gefeiert. Der „Vater des Friedens“ ist Kirchenpatron von Graz-Ragnitz.

So schrieb Bruder Klaus von der Flüe an den Rat von Bern: „Friede ist allweg in Gott, denn Gott ist der Friede und Friede mag nicht zerstört werden.“

Es ist der Friede, der in Christus sichtbar geworden ist: „Meinen Frieden gebe ich euch, nicht wie die Welt ihn gibt.“ Der Friede, den die Welt gibt, ist brüchig. Solange wir selbst mit uns, unseren Mitmenschen oder auch mit der Schöpfung in Unfrieden sind, können wir nicht zu echten Friedenshelfern werden, wie Jesus es in der Bergpredigt erwähnt: „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden!“
Nikolaus von der Flüe (1417–1487) war wohl ein solcher „Sohn Gottes“. In Flüeli bei Sachseln in der Innerschweiz geboren, heiratet Nikolaus 1447 die noch sehr junge Dorothee Wyss. Dieser Ehe entstammen fünf Söhne und fünf Töchter. Er selbst war Bauer und hatte viele wichtige öffentliche Ämter.

1467 verlässt Nikolaus seine Familie und seinen Bauernhof im Einverständnis mit seiner Frau Dorothee und seinem ältesten Sohn. Er zieht in der Nähe seines Bauernhofes in den Ranft und führt dort zwanzig Jahre lang das Leben eines Einsiedlers. Nikolaus hat diesen entscheidenden Schritt nach langem Ringen mit Gott im Alter von fünfzig Jahren gesetzt. Die damalige Lebenserwartung bei Männern lag bei fünfzig Jahren.

Im Ranft lebte und betete Bruder Klaus in seiner sehr einfachen Hütte mit angebauter Kapelle, ohne feste Nahrung zu sich zu nehmen, außer der täglichen hl. Kommunion. In den zwanzig Jahren seines Einsiedlerlebens kamen täglich Menschen mit ihren Sorgen und Anliegen zu ihm, um Rat zu suchen. So kam es auch, dass nach jahrelangem Kampf (1477–1481) der Eidgenossenschaft der Rat des Einsiedlers von Flüeli eingeholt wurde.
Quasi im letzten Augenblick, vor dem großen Kampf in der Innerschweiz, kam ein entscheidendes, friedenstiftendes Wort von Bruder Klaus, „dem Vater des Friedens“. Der Wortlaut ist nicht genau bekannt. Es müssen aber ermahnende und ermutigende Worte des bereits damals als Heiliger verehrten Mannes gewesen sein. Worte, die zum sogenannten „Stanser Verkommnis“ (Bündnisvertrag) vom 22. Dezember 1481 geführt haben. Die Vermittlung von Nikolaus von der Flüe trug sicher zur Beendigung der schweren eidgenössischen Krise der Jahre 1477–1481 bei. Daher wird er oft als „Patron für den Weltfrieden“ angerufen.

Sein Sohn Hans berichtet im Kirchenbuch von Sachseln: „So lang er gedenke, habe sein Vater immer … nach Frieden getrachtet … und die Gerechtigkeit liebgehabt, …“ Das Erbe von Bruder Klaus ist auch für uns ein Auftrag, in unserer heutigen Welt Frieden zu erbitten.

P. Josef Rosenast

Der Pallottinerpater Josef Rosenast ist Bruder-Klausen-Kaplan in Sachseln-Flüeli.
Aus: „Unterwegs“, Zeitung des Seelsorgeraums Graz-Ost

Die Phase des Loslassens

Alois Feldner schuf die Statue von Bruder Klaus und seiner Frau Dorothee für die Pfarrkirche Graz-Ragnitz.
Es muss das Jahr 1990 gewesen sein, als mir die Pfarre Graz-Ragnitz den Auftrag erteilte, eine Statue von Bruder Klaus und seiner Frau Dorothee für die kurz zuvor eingeweihte Kirche zu schaffen. Bevor ich mich an den Entwurf heranwagte, setzte ich mich intensiv mit dem Leben von Bruder Klaus und seiner Familie auseinander. Eine für mich faszinierende, aber auch widersprüchliche Geschichte.

Die Statue stellt die Phase im Leben von Bruder Klaus dar, in der er mit sich hadert, in der er mit Visionen konfrontiert wird, die letztlich dazu führen, seinen Hof, seine Familie zu verlassen und dem Ruf Gottes zu folgen. Klaus und seine Frau Dorothee bilden zunächst eine formale Einheit, eine geschlossene Figur. Im Detail zeigen sich die unterschiedlichen Lebenssituationen. Bruder Klaus wendet sich von Dorothee ab und blickt nach oben, seine Visionen empfangend. Daraus folgt die Schrittstellung als Zeichen seines Aufbruchs. Dorothee ist diejenige, die zurückbleibt. Als Zeichen dafür steht sie fest mit beiden Beinen auf dem Boden und hat den Blick nachdenklich gesenkt.
Auch an der Position der Hände lässt sich die Phase des Loslassens ablesen. Sie sind zwar verbunden durch eine Berührung, aber die geöffnete Hand kündigt die Lösung ihrer physischen Verbindung.

Aus einem Holz geschnitzt: Pfarrpatron Bruder Klaus von der Flüe und seine Frau Dorothee sind in der Ragnitzer Kirche gemeinsam dargestellt. Auch im Moment des Loslassens bleibt die emotionale und spirituelle Beziehung bestehen, was die Geschlossenheit der Komposition zum Ausdruck bringt. | Foto: Jokesch
Alois Feldner schuf die Statue von Bruder Klaus und seiner Frau Dorothee für die Pfarrkirche Graz-Ragnitz. | Foto: Pfarre
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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