Gedenken
Brüder im Glauben

Viele Lichter wurden beim Gedenken am Grab von Franz und Franziska Jägerstätter entzündet. | Foto: Pilgram
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Franz Jägerstätter. Das Gedenken an seinen Todestag bezog auch einen zweiten NS-Märtyrer mit ein.

Im Zeichen der Erinnerung an den seligen Franz Jägerstätter (1907–1943) sowie an P. Franz Reinisch (1903–1942), die beide von den Nationalsozialisten ermordet wurden, stand am 9. August eine Gedenkfeier im oberösterreichischen St. Radegund. Rund 100 Gäste aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Italien waren der Einladung von Pax Christi in den Geburtsort Jägerstätters aus Anlass seines 79. Todestages gefolgt, darunter die Jägerstätter-Töchter Maria Dammer, Aloisia Maier und Rosalia Sigl, Andreas Schmoller und Verena Lorber vom Franz-und-Franziska Jägerstätter-Institut der Katholischen Universität Linz und die Linzer Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl.

Der Innviertler Landwirt und Familienvater Franz Jägerstätter hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, mit der Waffe für das NS-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tod verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel hingerichtet. Reinisch wurde etwa ein Jahr zuvor, am 21. August 1942, mit demselben Fallbeil, durch das auch Franz Jägerstätter starb, hingerichtet. Seine Urne ist in Schönstatt begraben.

In einem Vortrag im Pfarrheim Tarsdorf zog der bayrische Franz Reinisch-Forscher Franz Josef Tremer Parallelen zu Jägerstätter und bezeichnete die beiden Märtyrer als „Brüder im Glauben“. Beide hatten aus ihrem Glauben heraus den Dienst an der Waffe verweigert und sind dafür hingerichtet worden. Anhand der Biografie Reinischs zeigte Tremer auf, wie früh dieser bereits die wahren Absichten des NS-Regimes durchschaut hatte: „Seine Lebensentscheidung kommt in Konflikt mit der Politik und wird als Wehrkraftzersetzung angesehen. So wird die Theologie von Franz Reinisch politisch-praktisch.“

Während Franz Jägerstätter 2007 seliggesprochen wurde, steht bei Reinisch eine Seligsprechung noch aus. Nach ersten Bemühungen in den 1990er Jahren wurde am 28. Mai 2013 in Trier der Seligsprechungsprozess feierlich eröffnet; die Akten liegen in Rom.

Die Linzer Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl betonte die „Kraft, die noch heute von Jägerstätter ausgeht“. Zudem zeigte sie sich erfreut über das „Miteinander von nah und fern“ mit Jägerstätters Familie, den Menschen aus der Pfarre und den teils international angereisten Gästen. Sie zitierte aus der Predigt von Propst Holzinger vom Stift St. Florian beim Gedenkgottesdienst: „In Krisenzeiten scheint oft das Licht der Märtyrer noch einmal heller.“

Kathpress

Schriftstück-Fund

Jägerstätters Motive
Im Rahmen der Gedenkfeier berichtete der Leiter des Jägerstätter-Instituts, Andreas Schmoller, über ein jüngst gefundenes Jägerstätter-Schriftstück, das am 20. Mai im Rahmen der Langen Nacht der Forschung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert worden war. Das Dokument könnte einen der letzten Texte darstellen, den Jägerstätter vor der Verhaftung am 2. März 1943 verfasste.
In dem Text reflektiert Jägerstätter darüber, wie er zur Idee der Wehrdienstverweigerung kam. Für Jägerstätter-Biografin Erna Putz unterstreiche Jägerstätter in dieser Aufzeichnung die spirituelle Dimension seiner Entscheidung.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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