Geschichte
„die welt ist so gar verirret“
Hugo von Montfort. Stimme aus der Steiermark in der Zeit der Spaltung der Kirche im Spätmittelalter.
Die Lebensjahre des Grafen Hugo (XII.) von Montfort (1357–1423) waren überschattet von unruhigen Zeiten. Er wurde in Vorarlberg in einem Jahrhundert geboren, das vom Aufenthalt der Päpste im südfranzösischen Avignon und dem sich aus zwei strittigen Papstwahlen ergebenden Großen Abendländischen Schisma (1378–1417) geprägt war. „[…] zwén pébst sind gewellet; der tiefel hát gesellet wérlich sich zu dem ainen“, kommentierte der Dichter die damalige Krisenzeit. Eine „solich zwayung“ sei „nit gút“, sie führe die Christenheit
auf Abwege. „[…] die welt ist so gar verirret, […] das gebott ist zerbrochen.“ Über die spätmittelalterliche Kirche zur Zeit Hugos referierte Michaela Sohn-Kronthaler bei einem Symposion.
Konzil. Erst wenige Jahre vor dem Tod Hugos endete diese tiefgreifende Spaltung der Christenheit mit dem Konzil von Konstanz (1414–1418), das Martin V. als neuen und einzigen Papst wählte. Ob Hugo von Montfort selbst am Konzil teilgenommen hat, etwa in seiner angesehenen Funktion als Landeshauptmann der Steiermark (1413–1415) und Vertreter Herzogs Ernst des Eisernen, kann weder nachgewiesen noch ausgeschlossen werden.
Pfannberg. Geographisch wirkte Graf Hugo von Montfort, ein getreuer Gefolgsmann der Habsburger, vor allem in Vorarlberg (Stadtherr von Bregenz) und in der Steiermark. 1373 hatte er als 16-Jähriger die Ehe mit Margaretha von Pfannberg (1356–1389) geschlossen und somit das Erbe der Pfannberger angetreten, die über große Güter in der Steiermark und Kärnten verfügten. Der Bau der Margarethenkirche in Peggau, Filialkirche der Pfarre Deutschfeistritz, dürfte als Memorialbau anlässlich des Todes seiner Gattin entstanden sein. Der Gewölbe-Schlussstein mit dem Lamm Gottes ist mit dem Porträt einer Frau mit lockigen Haaren, vermutlich Margaretha von Montfort, verbunden.
Stiftungen. Als um 1400 die zweite Gattin Hugos, Clementia von Toggenburg, starb, nahm er mehrere Messstiftungen vor. Wohl mit der um die Jahreswende 1401/02 erfolgten Doppelhochzeit Hugos mit der Witwe Agnes von Stadeck, seiner dritten Ehefrau, und seines Sohnes Ulrich mit deren Tochter Guta von Stadeck hängt die Stiftung zusammen, dass auf ewig eine Messe in der Kapelle der Feste Beckach (Peggau) gefeiert werde.
Hugo von Montfort unterhielt wahrscheinlich auch engere Beziehungen zum Zisterzienserstift Rein. Das späteste urkundliche Zeugnis, das Hugo von Montfort als steirischen Landeshauptmann nachweist, datiert vom 30. Oktober 1415. Darin ernannte der Landesherr Erzherzog Ernst den Abt des Stiftes Rein, Angelus von Manse (1357–1425, Abt seit 1399), zu dessen Rat und Hofkaplan.
Dichter. Am 4. oder 5. April 1423 starb Hugo von Montfort, der mehrere Lehen des Bistums Seckau übernommen hatte. Er wurde in der Kirche „Maria im Walde“ des Minoritenklosters in Bruck an der Mur bestattet. Auf der „Pfannberger Marienkrönung“, die sich ursprünglich in der Katharinenkapelle seiner steirischen Burg Pfannberg nahe Bruck befand und heute im Depot des Universalmuseums Joanneum aufbewahrt ist, sind er, seine dritte Ehefrau und sechs Kinder dargestellt. Von Hugo als Dichter sind 38 Gedichte überliefert. Eine illuminierte Prachthandschrift davon wird in Heidelberg aufbewahrt.
Symposion. Anlässlich des 600. Todestages des Grafen Hugo von Montfort veranstalteten die Historische Landeskommission und das Steiermärkische Landesarchiv am 4. April im Wartingersaal in Graz ein Symposion. Es referierten unter anderen die Tagungsleiter Wernfried Hofmeister über Hugo von Montfort als Dichter und Denker und Gernot Peter Obersteiner über das „Montforter Urbar“ im Steiermärkischen Landesarchiv. Die Religionswissenschaftlerin Theresia Heimerl trug „Häresiegeschichtliche Anmerkungen zum religiösen Umfeld Hugos von Montfort“ vor. Der Kirchenmusiker Franz Karl Praßl begab sich auf Spurensuche, wie man dessen Lieder gesungen hat.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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