Familie
Erziehung braucht Gemeinschaft

Der elterliche Einfluss reicht nicht aus, um ein Kind zu einem zufriedenen, erfolgreichen und sozial kompetenten Menschen zu erziehen. | Foto: pixabay
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  • Der elterliche Einfluss reicht nicht aus, um ein Kind zu einem zufriedenen, erfolgreichen und sozial kompetenten Menschen zu erziehen.
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Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf.

Welche Bedeutung hat dieses afrikanische Sprichwort im mitteleuropäischen Raum? Bei uns bestimmt vorwiegend die Zwei-Generationen-Kernfamilie (Vater, Mutter, Kind/er) das familiäre Bild. Begleitet von einem Wandel des Rollenverständnisses und bezüglich der Stellung der einzelnen Familienmitglieder konnten parallel andere Familienformen, wie Alleinerzieher/innen-Familien, Patchwork-Familien und gleichgeschlechtliche Partnerschaften, entstehen.
Bedingt durch diese gesellschaftlichen Veränderungen nehmen inzwischen Großeltern, Tanten, Onkel und weitere Verwandte nicht mehr den gleichen Stellenwert ein wie noch Generationen davor.
Von der Sippe im Mittelalter über Haushaltsfamilien (handwerkliche Betriebe, Bauernhöfe), die nationalsozialistische Verherrlichung und das heile Familienidyll der 1950er Jahre spannt sich der Bogen der Veränderung von einer patriarchalischen Familienform zu einer von Vielfalt geprägten Idee von Familie.
Die Dorf- und/oder Großfamiliengemeinschaft wird heutzutage weitgehend durch andere Bezugspersonen (Tagesmütter/-väter, KindergartenpädagogInnen, LehrerInnen) er-setzt.
Nichts spricht dagegen, wenn Erziehungsberechtigte sich mit dem Thema des Sprichwortes auseinandersetzen und positive Aspekte des Zusammenlebens, der gegenseitigen Hilfestellung und gemeinsamen Verantwortung einer afrikanischen Dorfgemeinschaft in ihr Familienleben integrieren.

Astrid Schmied

Eltern stärken, unterstützen, begleiten. Diplomlehrgang
Ob schlaflose Säuglinge, willensstarke Kleinkinder oder stachelige Teenager: ElternbildnerInnen erweitern die elterlichen Handlungskompetenzen und begleiten Erziehende durch die verschiedenen Entwicklungsphasen ihrer Kinder. Der praxisorientierte, berufsbegleitende Diplomlehrgang Elternbildung des Katholischen Bildungswerks befähigt zukünftige ReferentInnen, fachliche Informationen für Gruppen und Eltern aufzubereiten und den Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmenden von Elternbildungsveranstaltungen anzuleiten.
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Witzig, anschaulich und auch mit Ironie erzählt die Autorin, wie sie ihren Kindern mit Tischgebeten und Abendritualen, Geschichten aus der Kinderbibel und Familientraditionen rund um Feste des Kirchenjahrs den Glauben nahebrachte. Ein lebensnahes Buch voller Anekdoten und Ideen, wie wir unseren Kindern durch kleine und große Rituale und Traditionen Halt und Geborgenheit schenken können.


ZUM NACHDENKEN

Elternbildung als Teil des Netzwerkes

Kinder werden als soziale Wesen geboren. An afrikanischen Dorfgemeinschaften gefällt mir gut, wie selbstverständlich Neugeborene, Eltern und Geschwister, aber auch alte Menschen ihren Platz finden und Verantwortung übernehmen.

Selbst bin ich auch in einer Art Dorfgemeinschaft aufgewachsen, vier Familien inklusive Großeltern bewohnten die Gasse. Ich fühlte mich immer für die jüngeren Kinder verantwortlich und begann schon früh, ohne Bezahlung auf die Kleinen aufzupassen und mich mit ihnen zu beschäftigen. Damals hat sich mein Berufswunsch „Kindergartenpädagogin“ manifestiert.

Nach den ersten Berufsjahren hat es mich als junge Mutter in eine fremde Stadt verschlagen. Ich war gezwungen, mir dort mein Dorf neu zu erschaffen und mir ein Netzwerk aufzubauen, indem es schließlich auch selbstverständlich war, sich gegenseitig beizustehen und auszuhelfen.

Nach meinen beiden Kindern und gestärkt durch die Ausbildung zur Elternbildnerin beim Katholischen Bildungswerk musste ich feststellen, dass viele Eltern allein mit ihren Sorgen sind und Unterstützung brauchen. Wir Fachkräfte sind gefordert, einerseits ein Teil dieses Netzes zu sein und andererseits Möglichkeiten zu bieten (zum Beispiel Elternabende, Eltern-Kind-Treffen, gemeinsame Feste und Feiern), bei denen Eltern sich kennen lernen und austauschen können und sich im besten Falle als Teil eines Dorfes angenommen und aufgehoben fühlen.

Astrid Schmied
Die Autorin ist Kigapäd., Lehrerin BAfEP und zertifizierte Elternbildnerin des KBW.

Der elterliche Einfluss reicht nicht aus, um ein Kind zu einem zufriedenen, erfolgreichen und sozial kompetenten Menschen zu erziehen. | Foto: pixabay
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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