APROPOS Gesundheit
Energie und Lebensfreude
„Winterblues“ oder saisonal abhängige Depression?
Jedes Jahr im Herbst die gleiche Herausforderung: Kurze Tage und wenig Licht schlagen sich auf die Stimmung, die Kälte kriecht uns in die Knochen. Wer jetzt erst recht nicht nach draußen geht, versäumt die beste Gelegenheit, aktiv gegen die innere Trübnis anzugehen. „Das reduzierte Sonnenlicht wirkt sich auf den Hormonhaushalt aus – so kann vermehrte Dunkelheit zu einer verstärkten Produktion des Hormons Melatonin führen, das eigentlich die sinnvolle Aufgabe hat, uns müde zu machen. Durch die hohe Konzentration an Melatonin wird auch der stimmungsaufhellende Neurotransmitter Serotonin unterdrückt“, erklärt die Psychologin Kerstin Schuller die Zusammenhänge. Dazu kommt leider, dass das soziale Leben zurückgefahren wird – auch das kann uns die Lebensfreude rauben.
Grundsätzlich ist Entschleunigung in dieser Zeit willkommen, bekräftigt Schuller: „Die Herbst- und Wintermonate dienen in der Natur auch dazu, zur Ruhe zu kommen, sich zurückzuziehen und Kräfte zu sammeln für den nächsten Frühling. Genau diese Entschleunigung kann helfen, unsere Akkus aufzufüllen.“ Hier sei es wichtig, das Zuhause gemütlich zu gestalten und sich an Dingen zu erfreuen, die man im Sommer sonst nicht hat.
Ältere Personen, vor allem mit eingeschränkter Mobilität, seien aber stärker gefährdet, sich einsam zu fühlen. Wie man Nahestehenden helfen kann? Kerstin Schuller: „Aufmerksam zuhören, da sein und Unterstützung anbieten. Man kann auch vorschlagen, gemeinsam professionelle Hilfe zu suchen.“
Claudia Taucher
Gegen die Melancholie
Die Zeitakademie hat neun wichtige Punkte für die mentale Gesundheit in der dunklen Jahreszeit gesammelt:
1. Tageslicht nutzen und hinausgehen.
2. Bewegung: täglich eine halbe Stunde.
3. Gesunde Ernährung: Hallo, Gemüse!
4. Soziale Kontakte: FreundInnen treffen.
5. Ruhen und schlafen.
6. Entspannungs-, Achtsamkeitsübungen.
7. Digitale Auszeit: Weg vom Bildschirm.
8. Kreative Hobbys pflegen.
9. Selbstreflexion: In sich gehen, persönliche Ziele und Bedürfnisse überdenken.
Aus: zeitakademie.de
Für Sie gelesen
Starke, kleine Hoffnung
Matt Haig: The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen. Verlag Droemer Knaur.
„Nichts ist stärker als eine kleine Hoffnung, die niemals aufgibt“, erinnert der Autor. Haig selbst trugen diese im Buch gesammelten Gedanken, Erinnerungen und Beobachtungen durch die eigene Depression. Sein kluger Blick auf die Welt schenkt Inspirationen und Lichtstrahlen in dunklen Zeiten und hilft dabei, die eigenen eingefahrenen Denkmuster zu hinterfragen.
Licht ins leben
Kurze Tage, dunkle Stimmung?
Welche Maßnahmen können und sollten wir in der dunklen Jahreszeit setzen?
Wichtig ist, aktiv das Tageslicht zu suchen. Spazier-gänge können helfen, selbst diffuses Licht kann unsere Stimmung verbessern. Die bewusste Freizeitgestaltung, beispielsweise durch sportliche Aktivitäten und soziale Kontakte, stellt ebenfalls eine wichtige Maßnahme dar, um der oftmals empfundenen Einsamkeit und inneren Leere entgegenzuwirken.
Wie kann man selbst erkennen, ob man professionelle Hilfe braucht?
Depressive Verstimmungen zeigen sich oftmals durch einen verminderten Antrieb, Hoffnungs- und Freudlosigkeit, sowie innere Leere und Konzentrationsschwäche. Bei einer Winterdepression kann es zudem zu Heißhunger und einer verstärkten Schlafneigung kommen. Halten diese Symptome länger als zwei Wochen an und beeinträchtigen den Alltag und die Lebensfreude, ist das ein Hinweis darauf, dass professionelle Hilfe nötig sein kann.
Kerstin Schuller
Instahelp Psychologin, Klinische
Gesundheits- und Arbeitspsychologin
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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