Familie
Die Welt be-greifen
Berühren, spüren, wahrnehmen – die Welt des Tastsinns.
Das Wunderwerk von Berührungs- und Druckempfindung wird in der Wissenschaft in aktiv und passiv unterschieden.
Das aktive Erkunden unserer Umwelt mittels unserer Hände wird als haptisch bezeichnet, die passive Wahrnehmung eines Reizes ohne eigenes Zutun dagegen als taktil. Beide Mechanismen, die haptischen Informationen und das taktile Feedback, sind wichtige Voraussetzungen für fast alle motorischen Aktivitäten. Zudem erleichtern sie bei Erkrankungen des Seh- oder Hörsinns die räumliche Wahrnehmung und helfen im täglichen Leben, zum Beispiel beim Erfühlen von Blindenschrift oder Zeichensprache.
Allerdings kann auch unser Tastsinn verloren gehen oder gestört sein, was sich in Taubheitsgefühl und Wahrnehmungsstörungen äußert. Der Alltag ist dann oft schwer zu meistern, und die Lebensqualität wird erheblich beeinflusst. Denn der Mensch „be-greift“ im wahrsten Sinne des Wortes die Welt um sich herum, da sensorische Wahrnehmungen die Grundlage für kognitive Erkenntnisse und Lernleistungen sind. So sind unsere Hände mit ihrem Tastsinn quasi die Außenstelle des Gehirns und übernehmen die Vermittlerrolle für motorische Aktivitäten.
Vom U-Boot bis zur Raumfahrt
Die Entdeckungsreise in die Welt des Tastsinns eröffnet Wissenschaft und Forschung ein weites Feld. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig. Sei es in der Automobilindustrie beim Bau von Bedienelementen oder in der Medizinbranche bei der Konstruktion von Prothesen oder Berührungstherapien. Auch Zukunftstechnologien profitieren vom Tastsinn: die Raumfahrt bei der Entwicklung von Astronautenanzügen oder die Tiefseeforschung beim Bau von U-Booten zur Erkundung der Meere.
Bei all dem sind haptische Informationen in den Robotersystemen unerlässlich. Doch neben revolutionärer Robotik wird haptische Technologie auch in Geräten genutzt, die nahezu jeder von uns täglich in Händen hält. Denn die Entwicklung mobiler Geräte oder von Touchscreens wäre ohne das Verständnis für die Bedeutung des Tastsinns nicht möglich gewesen.
Wagemann/Deike
BERATUNG
… für werdende und frisch gebackene Eltern
Mit dem neuen Eltern-Kind-Pass wird in Österreich ab 1. Jänner auch eine kostenlose Elternberatung eingeführt. Das Institut für Familienberatung und Psychotherapie (IFP) der Diözese startet im Rahmen eines Pilotprojekts schon jetzt damit.
„Ein Kind bringt viele Veränderungen für ein Paar. Viele Entscheidungen und Vereinbarungen müssen getroffen werden, viele Fragen tun sich auf. Wir wollen
werdenden Müttern und Eltern dabei unterstützend zur Seite stehen“, sagt die Leiterin des IFP Christiane Sprung-Zarfl.
Beratungsstellen des IFP sind in Bad Radkersburg, Gleisdorf, Graz, Hartberg, Kapfenberg, Leoben, Stainach und Voitsberg. Nähere Infos: IFP, Kirchengasse 4, 8010 Graz, Tel. 0316/825667.
UNSER TASTSINN
Heiß oder kalt? Eckig, rund, spitz oder stumpf?
Unser Tastsinn gibt Auskunft, selbst wenn wir nicht sehen oder hören können. Das liegt an unserem sprichwörtlichen Fingerspitzengefühl. Die Macht des Ertastens und der Berührung spielt für uns Menschen eine besondere Rolle und erlaubt es uns, die Welt zu erkunden, zu verstehen und in ihr zu agieren.
Der Tastsinn entwickelt sich beim Menschen als erster der fünf Sinne und ist entscheidend beim Start ins Leben. Durch das Berühren und Greifen von Gegenständen prägt sich bei Babys die Hand-Augen-Koordination aus, und Geschicklichkeit und Feinmotorik werden verbessert.
Tastsinnesorgane sind zwar durch die Haut über den ganzen Körper verteilt, aber unsere Hände sind besonders reich an Berührungsrezeptoren. Allein in der Handinnenfläche nehmen rund 17.000 Fühlkörperchen Druck-, Bewegungs- und Vibrationsreize auf. Noch sensitiver sind die Fingerspitzen, die zu den empfindlichsten Körper-regionen gehören.
So ist es möglich, dass wir bereits nach 200 Millisekunden Informationen zur Beschaffenheit eines Objekts zur Verfügung haben, wenn wir es mit den Fingern ertasten oder zwischen den Fingerspitzen rollen. Eine unvorstellbare Geschwindigkeit, die schnelle Rückschlüsse zulässt und uns vor Gefahren schützt. Extrem hilfreich, um Schmerzen zu vermeiden.
Aber auch grandios, um beispielsweise Musikinstrumente zu spielen, und außergewöhnlich, wenn unser emotionales Wohlbefinden allein durch das Erkennen von sanften Reizen steigt, sei es durch eine herzliche Umarmung oder die Weichheit einer Decke.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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