19.Sonntag: Uni. Prof. em. Reikerstorfer
Unwiderrufliches Heilsversprechen

„Das Letzte Abendmahl“, Gemälde von Leonardo da Vinci. Die Gemeinschaft mit Jesus, die sich in jeder Eucharistiefeier bis heute verdichtet, ist eine befreiende Erinnerung an eine noch unabgegoltene Zukunft, die uns aufrichten, beleben und stärken möchte. | Foto: Gemeinfrei
  • „Das Letzte Abendmahl“, Gemälde von Leonardo da Vinci. Die Gemeinschaft mit Jesus, die sich in jeder Eucharistiefeier bis heute verdichtet, ist eine befreiende Erinnerung an eine noch unabgegoltene Zukunft, die uns aufrichten, beleben und stärken möchte.
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Das göttliche Ja zur Welt ist für uns Christen in Jesus nahegekommen. In der sogenannten „Brotrede“ verdeutlicht der Evangelist, wie Jesus durch sein Leben uns allen Gottes siegreiche Treue im Fleisch unserer Geschichte verbürgt. Er ist in seiner Person das unwiderrufliche Hoffnungsversprechen, der „Heilbringer“, der „Retter“ oder „Fleisch für das Leben der Welt“. Johannes spricht hier sicherlich schon aus einer nachösterlichen Perspektive, weil dem vorösterlichen Jesus in der Hingabe an den auch für ihn undurchschaubaren Gotteswillen noch nicht seine endgültige Bedeutung für das Heil der Welt präsent sein konnte. Jesus musste den an ihn gerichteten göttlichen Sendungswillen Gottes suchen, ihn situationsgerecht aufspüren und entsprechend realisieren. So ist der Mensch „Jesus“ in der Öffentlichkeit unserer Geschichte zum unwiderruflichen Heilsversprechen für uns alle geworden.

Das Ja Gottes

Von Anton Günther, dem Begründer der Wiener theologischen Schule des 19. Jahrhunderts, der im Übrigen mit dem theologischen Leben unserer Diözese eng verbunden war, stammt das Wort, das mich selbst nicht mehr losgelassen hat: „Und das Licht fing mir an zu leuchten, dass kein Wissen, sondern nur eine Tat die Welt erlöst hat“. Das Ja Gottes musste im Widerstand gegen eine selbstgerechte, eine in sich verschlossene und gegen Gottes Herausforderungen abgedichtete Welt praktisch bewährt und durchgesetzt werden.

Das heutige Evangelium richtet den Fokus auf diese menschliche Tat des Erlösers, ähnlich wie es im Hebräerbrief heißt: „Obwohl er Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt“ (Hebr 5,8). Sagen wir es so: In Jesus wuchs die Erfahrung, dass seine Sendung ihn in einen tödlichen Konflikt mit der religiös-politischen Gesellschaft treibt. Diesen Tod nimmt er in der Treue zu seiner Sendung als ihm von Gott auferlegtes Schicksal an. So ist er als Mensch zum Gotteszeugen in einer durch die Auferstehung von Gott endgültig bekräftigten „Sohnschaft“ geworden.

Johannes zielt im heutigen Sonntagsevangelium jedoch noch deutlicher auf die Bedeutung dieser Zeugenschaft „für das Leben der Welt“. Die Gemeinschaft mit Jesus, die sich in jeder Eucharistiefeier bis heute verdichtet, ist eine befreiende Erinnerung an eine noch unabgegoltene Zukunft, die uns aufrichten, beleben und stärken möchte. In ihr ist der Menschheit eine Hoffnung verbürgt, die auch in der heutigen erschreckenden Menschenfeindlichkeit die Hoffnung auf den Sieg einer uns alle umfangenden Gerechtigkeit hochhält. Welche Botschaft für uns alle, die wir heute den Schwund und Untergang des Menschen in den Systemen der Ökonomie, der Technik und ihrer Kommunikationsindustrie erfahren!

Befreiendes Gedächtnis

Die Würde des Menschen wird immer mehr von einer Rationalität verdrängt, die auf eine technische Selbstreproduktion des Menschen zielt. Wo bleibt das menschliche Antlitz der anderen und für die anderen, wo der Aufschrei nach Gerechtigkeit für die Opfer und Besiegten unserer Geschichte, denen kein späterer, auch noch so großer Fortschritt der Humanisierung wirklich Genugtuung widerfahren lässt? Das biblische Gottesgedächtnis erzwingt im Zerbrechen selbstbezogener Interessen immer neu den anteilnehmenden Blick füreinander. Kurz: Dieses humane Interesse, das sich aus der Gemeinschaft mit Jesus nährt, ist Hoffnung „im Widerstand“ gegen eine vom Tod des Menschen bedrohte Geschichte. Es hört die Herausforderung des himmelschreienden Unrechts, gegen das Menschen sich zumeist mit der Waffe des Vergessens zu wehren suchen. Es sprengt auch den liturgischen Rahmen unserer eucharistischen Feiern, weil es als befreiendes Gedächtnis „für das Leben der Welt“ auch gesellschaftskritisch in die Öffentlichkeit unserer Geschichte drängt und unseren Einsatz für eine menschenwürdige Welt trotz aller Rückschläge und Enttäuschungen verlangt und ermutigt.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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