Diözesanbischof Schwarz zum Ostersonntag
Das große Geheimnis von Ostern

- Jesus erscheint Maria von Magdala. Gemälde aus dem Jahr 1640, die beiden Figuren malte Hendrik van Balen, die Landschaft Jan Brueghel der Jüngere. Das Gemälde befindet sich heute in der finnischen Nationalgalerie.
- Foto: Gemeinfrei
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Es ist unfassbar, was wir am Ostersonntag zu hören bekommen. Unglaubliches und noch nie Dagewesenes ist geschehen mit Jesus von Nazaret, denn, so hören wir in der ersten Lesung: „Gott (…) hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben“ (Apg 10,40-41).
Das kann sich kein Mensch ausdenken, etwas noch nie Dagewesenes, nämlich einen Toten für uns Menschen sichtbar, hörbar und erfahrbar zu machen. Es ist die Weiterführung und Vollendung dessen, was Gott bei der Erschaffung der Welt begonnen hat. Der göttliche Plan findet im Leiden und Sterben Jesu, vor allem aber in der Auferweckung Jesu vom Tod eine neue und eben noch nie dagewesene Fortführung. Die Erfahrung, die sein Freundeskreis machen durfte, war es, dass nicht der bislang geglaubte Tod der letzte Seinszustand des Menschen ist, sondern das Leben. Auf diesem überlieferten Erbe beruht unser Glaube.
Alle Christinnen und Christen sind demnach hineingenommen in die Zeugenschaft der Auferstehung Jesu. Es liegt an uns, mit welch inniger Überzeugung und Wahrhaftigkeit wir davon in unserem Leben Zeugnis geben. Das ist die Kernbotschaft unseres Glaubens, die unserem Dasein Sinn und Hoffnung verleiht.
Diese Einstellung braucht aber die Rückbindung an den, von dem wir stammen, nämlich Gott. ER selbst ist das Ziel unseres Lebens. Das ist die Osterbotschaft an uns alle. In der zweiten Lesung, im Brief an die Kolosser, schreibt Paulus: „Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!“ (Kol 3,2).
Hilfe, Schutz und Liebe
Wenn wir Menschen unser Leben nähren von dem, was Gott für uns vorgesehen hat, dann bedeutet dies nicht, dass wir keine Schmerzen, Sorgen, Ängste oder Nöte erleben werden. Es meint aber, dass wir in den herausfordernden Lebenssituationen Gottes Hilfe und Schutz und vor allem seiner Liebe zu uns gewiss sein dürfen. Ostern erleben meint demnach, eine neue Rückbindung auf Gott sicher zu stellen, damit wir die Ungewissheiten und Ängste des Lebens meistern und bestehen können.
Was muss das für eine Angst und Sorge gewesen sein, als Maria von Magdala am leeren Grab stand. Sie konnte es kaum fassen. Der Ort des Trauerns, nämlich das Grab, in das Jesus gelegt worden war, war leer. Sie hielt diese Tragik nicht aus, lief zu den Jüngern und berichtete aufgeregt: „Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben“ (Joh 20,2b).
Die Osterbotschaft an uns alle lautet: ER selbst ist das Ziel unseres Lebens.
Die Ereignisse überschlugen sich, die Jünger waren verunsichert und wollten sich selbst von dieser ungeheuerlichen Botschaft überzeugen. Für die Männer war die Begegnung mit dem leeren Grab eine Frage des Glaubens. Es heißt dann weiter im Evangelium: „Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte“ (Joh 20,8).
Damit war für die beiden Apostel am Grab nichts mehr zu tun. Jesus war weg. Für sie gab es keine Arbeit mehr, doch mit der Gewissheit, dass er lebt, verließen sie das Grab. Nicht so Maria, sie konnte sich nicht beruhigen. Sie blieb vor dem leeren Grab stehen und weinte, so heißt es im Evangelium. Ihre Emotion, ihre innige Verbindung Dazu Jesus ließ sie nun zunächst zur Hörenden werden, nämlich genau in dem Moment als Jesus sie bei ihrem Namen rief: „Maria!“ (Joh 20,16a). Sie vernahm eine vertraute Stimme und es dauerte ein wenig, bis sie Jesus in der Gestalt erkennen konnte. Jesus, der sich durch sein Leben den Menschen verschenkte, schenkte sich nun Maria über den Tod hinaus. Das göttliche Konzept erinnert hier an die Schöpfungsgeschichte. Wieder sind es Mann und Frau im Garten, die durch die göttliche Liebe lebendig werden. Jesus, der Sich-Verschenkende, und Maria von Magdala als die von Gott beschenkte Frau.
Das große Geheimnis, das Ostern für uns bereithält, braucht die Bereitschaft und Sehnsucht von uns Menschen, sich von Gott beschenken zu lassen. Freilich erfordert dies auch die Haltung des Verweilen-Könnens bei Gott, um so von seiner Lebendigkeit und Lebensfreude ergriffen zu werden.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein lebensfrohes und lebendiges Osterfest und die damit verbundene Erfahrung, sich von unserem Gott ergreifen zu lassen.
Gesegnete Ostern! Ihr Diözesanbischof Alois Schwarz
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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