Osterwasser
Ich gieße reines Wasser über euch aus

Auferstehung des Herrn. Bild des Flügelaltares aus der Wallfahrtskirche Maria Laach.  | Foto: wikimedia.commons
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An mehreren Stellen in der Osterliturgie begegnet uns das Wasser: im Exsultet, den Lesungen, der Taufwasserweihe. Was hat es damit auf sich – warum ist das Wasser zu Ostern so präsent?

Es beginnt schon am Gründonnerstag: Jesus Christus wäscht seinen Jüngern die Füße (Joh 13,1-11), mit reinigendem Wasser bereitet er sie auf ihr letztes gemeinsames Abendmahl vor, in dem Christus der Kirche die Eucharistie stiftet und sein Leidensweg beginnt. Am Karfreitag wäscht Pontius Pilatus seine Hände, um seine Unschuld zu zeigen (Mt 27,24) und als ein Soldat in Christi Seite sticht, fließt nicht nur Blut aus seiner Seite, sondern auch Wasser (Joh 19,34).

Und obwohl zu Ostern selbst, am Fest der Auferstehung des Herrn, das Wasser aus den biblischen Berichten verschwindet – als die Frauen und die Apostel das leere Grab finden, ist keine Rede mehr von Wasser – findet sich in der Osternachtsliturgie das Wasser an allen möglichen Stellen.

Zahlreiche Anspielungen auf das Wasser

Es wird erwähnt im Osterlob, dem sogenannten Exsultet am Beginn der Osternacht, in den alttestamentlichen Lesungen, in denen von der Schöpfung und Gottes schwebendem Geist über dem Wasser berichtet wird (Gen 1,2) und vom Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer (Ex 14,1-15,1), wenn Gott durch den Propheten Jesaja alle Durstigen einlädt, zu ihm zu kommen (Jes 55,1) oder durch den Propheten Ezechiel ankündigt, die Völker durch Ausgießen heiligenden Wassers zu reinigen (Ez 36,25). Das Wasser selbst spielt dann in der Tauffeier eine Rolle, in der Wasser gesegnet wird und die Mitfeiernden ihrer eigenen Taufe gedenken. In der alten Kirche war die Osternacht darüber hinaus der normale Tauftermin – die Katechumenen, also Taufbewerber, die sich lange Zeit auf den Empfang des Sakramentes vorbereitet hatten, wurden an diesem Punkt getauft. Noch heute kommt es manchmal vor, dass in der Osternacht getauft wird.

Warum also begegnet uns das Wasser so prominent in der Feier der Auferstehung Jesu? Wasser hat viele Bedeutungen. Es reinigt, es heilt, es erhält und ermöglicht das Leben. Oft begegnet uns das Wasser in seiner Reinigungsfunktion, so zum Beispiel in der Erzählung von der Arche Noah. Als die Sünde und Schlechtigkeit der Menschen überhand nimmt, lässt Gott es vierzig Tage und vierzig Nächte lang regnen, bis alle Tiere, Menschen und Pflanzen vernichtet sind und der gerechte Noah mit seiner Familie und den Tieren auf der Arche übrig bleibt (Gen 7).
Beim Durchzug durch das Rote Meer, als Gott die Ägypter unter den Fluten des Roten Meeres begräbt, zeigt sich Gottes Heilshandeln an seinem erwählten Volk. Als Gott sein Volk aus einer Quelle aus einem Felsen in der Wüste tränkt (Ex 17,2-7), erhält er so das Leben dieses erwählten Volkes. Auch im Neuen Testament begegnet uns das Wasser, sei es bedrohlich in Form des aufgepeitschten Sees Gennesarets, der sich erst durch das Eingreifen Jesu wieder beruhigt (Mk 4,35-41), oder als Symbol der Offenbarung und Einwohnung Gottes in der Welt, wenn Jesus von Johannes im Jordan getauft wird und Gott ihn als seinen geliebten Sohn den Menschen offenbart (Mk 1,11).

Es ist nicht nur Wasser, das Christus den Menschen bringt; er bringt Wein!

Besonders wichtig ist die Erzählung von der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-11), als Jesus Wasser zu Wein wandelt. Es wird hier eine ganz zentrale Botschaft des christlichen Glaubens ausgedrückt: Jesus Christus ist der versprochene Messias, das eingelöste Heilsversprechen Gottes an sein Volk. Das Wasser, das als die Hinwendung Gottes zu den Menschen verstanden wird, als Nahrung, Rettung und Reinigung, wird in und durch Jesus Christus verwandelt. Das will uns die Hochzeit zu Kana zeigen – Gottes Sohn Jesus Christus erfüllt, was sein Vater in den Propheten angekündigt hat. Die Zusage Gottes durch den Propheten Jesaja lautet: „Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser!“ „Ich gieße reines Wasser über euch aus“ spricht Gott im Propheten Ezechiel. „Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen“, sagt Johannes bei der Taufe Jesu. Ein heiliges, reines – ein heiligendes und reinigendes Wasser ist den Menschen verheißen. „Tau aus Himmelshöhn“, heißt es im Advent. Schon hier wird die Menschwerdung Jesu mit dem nährenden Wasser verglichen. In der Hochzeit zu Kana erfährt die Zusage Gottes aber nicht nur eine Erfüllung, sondern sogar eine Überhöhung. Es ist nicht nur Wasser, das Christus den Menschen bringt; er bringt Wein!

Nachdem Jesus am Kreuz für uns gestorben ist, fließt das verheißene reine Wasser aus seiner Seite. Das Wasser des Gerichts, der Reinigung und der Heilung fließt aus dem Herzen des Gottessohnes. Nicht mehr die Ägypter, die Feinde Israels, oder die sündhaften Zeitgenossen Noahs sind die Leidtragenden. Der Einzige, der leidet, ist Christus am Kreuz. Wurden die Ungerechten im Alten Testament noch bestraft, werden sie im Opfertod Christi gerecht gemacht. Das Wasser, das das Böse physisch vernichtete, fließt aus der Seite des Erlösers. Was einst den Tod des Sünders bedeutete, bedeutet nun sein Leben.

Wenn der Priester das Taufwasser weiht und die Gläubigen in der Osternacht damit besprengt, erinnern wir uns an die Taufe. Mit ihr sind wir durch das Wasser hineingenommen, nicht nur in den Kreuzestod und das Opfer Jesu, sondern auch in seine glorreiche Auferstehung. Nicht nur das Wasser der Reinigung wird über uns ausgegossen, sondern wir dürfen auch den süßen Wein der Auferstehung kosten.

Der Mensch bedarf immer wieder der Zuwendung Gottes, weil seine Seele durstig ist.
Wein und Wasser vermischen sich in der Eucharistie zum Blut Christi. Wir erleben die lebendige Vergegenwärtigung des Opfers Christi in jeder Messfeier – immer wenn wir uns vor dem Tisch des Herrn versammeln und das Brot brechen, wie es Christus mit seinen Jüngern getan hat, wird Jesus Christus in den eucharistischen Gestalten gegenwärtig und mit ihm sein Erlösungshandeln an uns.

Als der Auferstandene den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus begegnete, erkannten sie ihn erst nicht. Erst als er mit ihnen das Brot brach und das Dankgebet sprach, wie er es am Tag vor seinem Tod getan hatte, wurden ihnen die Augen aufgetan (Lk 24,31). Ganz ähnlich ist es mit uns: Die Eucharistie als Vermittlung des Gnadenhandelns Christi an uns ist immer wieder aufs Neue notwendig. Obgleich der Opfertod Christi unsere Sünden für immer gesühnt hat, bedarf es einer immer neuen Hinwendung und Vergegenwärtigung von Gottes Erlösungstat.
Nicht, weil Gottes Handeln und der Tod seines Sohnes unzureichend gewesen wären, sondern weil der Mensch immer wieder der Zuwendung Gottes bedarf – weil seine Seele durstig ist nach Erlösung und es nur eines geben kann, das seinen Durst stillen kann: das Wasser des Lebens, Jesus Christus. Zarl/Wunder

Auferstehung des Herrn. Bild des Flügelaltares aus der Wallfahrtskirche Maria Laach.  | Foto: wikimedia.commons
Bartolomé Esteban Murillo: „Die Hochzeit zu Kana“ – Jesus wandelt das Wasser zu Wein.  | Foto: „Die Bibel in Bildern“. Naumann und Göbel 1987.
Lucas Cranach d. Ältere: „Der Untergang des Pharao“ – beim Durchzug durch das Rote Meer wird das Heer der Ägypter im Meer ertränkt.  | Foto: „Die Bibel in Bildern“. Naumann und Göbel 1987.
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Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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