Karwoche
Die Feier der Heiligen Woche

- Chrisammesse im St. Pöltner Dom: Diakone bringen die Öle, die von Bischof Alois Schwarz geweiht werden. Die Salbung mit Öl unterstreicht die besondere Würde jedes Menschen als Kind Gottes und macht die besondere Erwählung durch Gott sinnlich erfahrbar. Die Salbung nimmt Bezug auf die alttestamentliche Salbung von Königen, Priestern und Propheten, die damit als von Gott Gesegnete ausgezeichnet wurden. Diese alttestamentliche Salbung ist eine Vorausschau auf Jesus Christus als den Gesalbten Gottes.
- Foto: Wolfgang Zarl
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Die Karwoche und die Ostertage sind mit viel christlicher Symbolik verbunden, die sich in Bräuchen, Traditionen und in den Gottesdiensten widerspiegeln. „Kirche bunt“ bringt wesentliche Elemente dieser geprägten Tage in Erinnerung. Sie führen hin zu dem, was wir Christinnen und Christen als größtes Wunder aller Zeiten und als Zentrum unseres Glaubens und unserer Hoffnung erachten: Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, dass Jesus für uns alle den Tod besiegt hat.
In Christus ist die Erde auferstanden. In ihm ist der Himmel auferstanden. In ihm ist die Welt auferstanden“, fasst der heilige Ambrosius das Ostergeschehen in wunderbarer Weise zusammen. Die Karwoche und die Heiligen Drei Tage vor Ostern (österliches Triduum) bereiten uns Christinnen und Christen mit den besonderen Gottesdiensten und den vielen wunderschönen Riten und Bräuchen darauf vor. Viele Pfarren laden dazu ein, in diesen Tagen zu beichten, sich bei einem Seelsorger auszusprechen oder einen Akt der Versöhnung zu setzen.
Die Heilige Woche oder Karwoche beginnt mit dem Einzug Jesu in Jerusalem. Mancherorts reiten Priester bei der Prozession auf einem Esel. Laut Evangelium winkten die Anhänger dem Sohn Gottes mit Palmwedeln zu.
Deshalb werden an diesem Tag Palmzweige gesegnet und von den Gläubigen mit nach Hause genommen. In manchen Pfarren ist es Brauch, Palmwedel etwa aus Italien zu importieren. Die gesegneten Zweige sollen die Häuser und ihre Bewohner vor Unwetter und Hagel schützen und für reichen Ertrag sorgen. Am Palmsonntag wird aber auch an den Beginn des Leidens Jesu erinnert und die Passion gelesen, für viele Lektorinnen und Lektoren ist es eine Ehre, diese besonderen Texte gemeinsam mit Priestern zu lesen.
In der St. Pöltner Domkirche werden am Mittwoch der Karwoche in der Chrisammesse von Bischof Alois Schwarz die Öle gesegnet. Diese werden in Gefäße gefüllt und in die Pfarren gebracht, wo sie für Taufe, Firmung, Altarweihe gedacht oder zur Salbung schwerkranker Menschen verwendet werden.
Zeichen der Fußwaschung
Für die Ministrantinnen und Ministranten beginnen in der Karwoche besonders wichtige Tage, an denen für die Gottesdienste viel geprobt wird.
Weil nach jüdisch-antiker Vorstellung der Tag mit dem Vorabend beginnt, zählt auch der Gründonnerstag bereits zu den drei heiligen Tagen. Am Gründonnerstag gibt es in vielen Haushalten Spinat und Spiegelei. Das Wort „Grün“ kommt übrigens nicht von der Farbe, sondern vom mittelhochdeutschen Wort „grienen“ oder „greinen“, das Wehklagen bedeutet. Christinnen und Christen erinnern an diesem Tag an das Letzte Abendmahl Jesu.
Seine Worte kommen als Einsetzungsworte bei der Wandlung noch heute in jeder Messfeier vor. In manchen Pfarren ist es guter Brauch, in Erinnerung an Jesu Vorbild, Frauen und Männern als Symbol des Dienstes am Nächsten die Füße zu waschen: etwa Pfarrgemeinderäten, Jugendlichen oder sozial Helfenden. Vor dem Gloria läuten zum letzten Mal bis zum Gloria in der Osternacht die Glocken.
Der Volksmund sagt, „die Glocken fliegen nach Rom“. Ab diesem Zeitpunkt werden auch die Altarglocken nicht mehr verwendet. Stattdessen benutzen Messdiener und Ministranten Ratschen beziehungsweise hölzerne Klöppel. Gegen Ende der Liturgie wird das Allerheiligste zu einer Seitenkapelle gebracht, danach der Altar abgedeckt. In dieser Nacht laden manche Pfarren dazu ein, „bei Jesus zu bleiben“ und in der Nacht, in der er verraten wurde, vor dem Allerheiligsten zu beten.
Andacht zur Todesstunde Jesu
Am Karfreitag wird keine Eucharistie gefeiert und die Orgel bleibt stumm. Im Mittelpunkt der Karfreitagsliturgie steht die feierliche Kreuzverehrung, dabei wird schrittweise ein Kreuz enthüllt und Symbole wie Rosen oder Steine von den Gläubigen nach vorne gebracht. Weiters stehen Lesungen und Fürbitten im Zentrum. Dabei wird insbesondere für kranke, verfolgte, geflüchtete und einsame Menschen gebetet. Im Mittelpunkt des Gedenkens steht, dass Jesus die Sünden der Menschen auf sich genommen hat und dafür gestorben ist. Und es werden altehrwürdige Texte gelesen, in denen sich bereits die Osterfreude ankündigt.
Oftmals beginnen die Gottesdienste um 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu. Die Katholische Arbeitnehmer/innenbewegung ruft alle Arbeitenden dazu auf, zu diesem Zeitpunkt eine Gedenkminute einzulegen. Der Tag „gehört“ auch den Ratschern: Vielerorts ziehen Kinder und Jugendliche durch die Orte, Dörfer und Straßen, um an die Gebetszeiten zu erinnern. Der Tag ist ein strenger Fasttag, oft wird eine Rahmsuppe (Stosuppe) als stärkende Mahlzeit eingenommen.
Höhepunkt für uns Christen
Der Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe, dabei werden in den Kirchen die heiligen Gräber würdig geschmückt. Der Tag endet mit der Auferstehungsfeier am Abend oder am frühen Sonntagmorgen. Die Osternachtsliturgie setzt sich zusammen aus Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauf- und Eucharistiefeier. In dieser symbolträchtigen Nacht werden mehrere Lesungen vorgetragen. Im Dunkeln wird an einem Feuer vor der Kirche die Osterkerze als Symbol der Auferstehung entzündet. Sie ist zunächst das einzige Licht. Nach und nach werden an ihr weitere Kerzen entzündet. In der Liturgie wird wieder das Gloria angestimmt, am Ende steht die Weihe mitgebrachter Speisen, etwa Brot, Eier und Schinken. Ab diesem Zeitpunkt läuten auch wieder Kirchenglocken, im Gottesdienst dürfen wieder die Altarschellen benutzt werden.
In manchen Pfarren wird ein Gottesdienst in aller Herrgottsfrüh angesetzt und endet bei Sonnenaufgang. Daran schließt sich ein gemeinsames Osterfrühstück an.
Beginn der Osterzeit
Der Ostersonntag markiert den Beginn der Osterzeit, die 50 Tage dauert und zu Pfingsten endet. An den Ostertagen laden manchen Pfarren – in der gerade blühenden Natur – zu Emmaus-Gängen. Dies in Erinnerung, dass sich Jesus als Auferstandener offenbart hat. Sehr beliebt sind an Ostermontagen die Familienmessen plus Osternestsuchen für die Kinder. Es ist in unserem Diözesangebiet guter Brauch an einem dieser Tage, dass die Paten einladen und opulent auftischen („Gödn-Tag“). Oft ist es noch üblich, dass sich „jemand ein Herz nimmt“ und ein Tischgebet im Kreise der Liebsten „anstimmt“. Wunder/Zarl



Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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