3. Adventsonntag | 15. Dezember 2024
Meditation
Freudenboten
Auf die Frage, welche Zeiten, Texte und Inhalte der Liturgie des Kirchenjahres mich persönlich am meisten ansprechen und berühren, würde ich ohne zu zögern antworten: die Tage des Advent, der Karsamstag, dazu auch die Abschiedsreden Jesu nach Johannes an den Sonntagen nach Ostern. Diese Tage bringen mit ihren Texten, so empfinde ich es jedenfalls, wichtige Grundhaltungen und Grundstimmungen unserer menschlich-christlichen Existenz zum Ausdruck.
Das ist neben Sehnsucht und Hoffnung inmitten aller Nöte unserer Welt, der Kirche und unseres Lebens vor allem ein Stück Freude: eine Freude gewiss sehr eigener Art, die nicht billig ist, die aber auch nicht überbordet und exaltiert ist; eine Freude, die zurückhaltend ist, weil sie noch auf ihre volle endgültige Erfüllung wartet und darum menschlich nachvollziehbar ist. Aber es ist eine Freude, die von einer Erwartung und Gewissheit durchdrungen ist, die letztlich nicht in uns selbst (...) gründet, sondern im Handeln Gottes, das für uns im Kommen Jesu, in der Menschwerdung und in der österlichen Bestätigung des Gelingens Gestalt angenommen hat.
Zwei Texte der Adventliturgie, ein Wort aus dem Prophetenbüchlein Zefanja sowie aus dem Philipperbrief, bringen dies menschlich überaus ansprechend und hilfreich zum Ausdruck. Darum die Einladung zu einem kurzen Blick auf die Lesung aus dem Prophetenbüchlein Zefanja (Zef 3,14–17; siehe S. 22), die uns zeigt, welche Botschaften und Boten wir gerade in unseren Tagen brauchen: Botschaften und Boten der Ermutigung und der Freude für die Tochter Zion, Botschaften und Boten, die einander die Hände reichen. (…)
Es muss sehr tief und kräftig aus dem Innern des prophetischen Boten gekommen sein, dass er gleich viermal (!) zum Jubel und zur Freude aufruft. (…) Wir wissen nicht, ob und wieweit es dem Boten des Zefanja-Büchleins gelungen ist, die Menschen Jerusalems, die Tochter Zion wieder zu ermutigen und von innen heraus zum Blick des Glaubens an die Gegenwart und Liebe Gottes und dadurch zur Freude zu bewegen. (…) Es ist aber auch die schönste Aufgabe für uns selbst, glaubwürdige Botinnen und Boten dieser verhaltenen Freude zu sein, Boten der immer wieder neuen Liebe und Freude Gottes. Denn nur davon können wir auf Dauer als Christen leben und arbeiten. Johannes Marböck
Aus: Aus einer Wurzel zart. Tyrolia. 2016.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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