30. Sonntag im Jahreskreis | 27. Oktober 2024
Meditation

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Bilder vom ewigen Leben

Wenn Jesus vom ewigen Leben im vollendeten Gottesreich spricht, gebraucht er Bilder vom vertraut festlichen (Gast-, Freundes-, Hochzeits-)Mahl. Bilder der Freundschaft, der vorbehaltlosen Zuwendung zueinander und Freude aneinander: Niemand wird sich über den Anderen erheben, die einst Erniedrigten werden zuvorderst dabei sein (Mk 14,25; Mt 8,11; Lk 14,7–23; 22,24–30).
Die frühe Christenheit kennt weitere derart universal kommunikative Hoffnungsbilder: das Bild vom „Daheim sein“ und Zusammensein mit Christus in Gottes Nähe (2 Kor 5,8); das Bild von den vielen Wohnungen im Haus des Vaters (Joh 14,2f.); das Bild vom Paradies, wo Friede zwischen Menschen und Geschöpfen herrscht (Lk 23–42f.).

Die Johannesoffenbarung fasst solche Bilder mit Formulierungen aus den Propheten Jesaja und Ezechiel so zusammen: „Gott selbst wird bei ihnen sein (als ihr Gott), und abwischen wird er alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein noch Trauer noch Wehschrei noch Schmerz.“ Und sie lässt Gott sprechen: „Siehe, ich mache alles neu.“ (Offb 21,3–6).

Vollendung müsste aber nicht nur die gesamte Menschheit einbeziehen, sondern auch die nicht-menschliche Schöpfung, die nach Paulus wie in Geburtswehen „stöhnt“ (Röm 8,22).

Was freilich ewiges Leben für die nicht-menschliche Schöpfung letztlich bedeuten könnte, das entzieht sich unserer Kenntnis vollends. Wir können nicht sagen, wie Gottes Geist das schaffen wird. Alles Reden etwa von neuem Himmel und neuer Erde ist wie ein hilfloses Stammeln.

Zuletzt jedenfalls müsste dann Gott alles in allem sein (1 Kor 15,28). Dies nicht durch eine letzte Verschmelzung und Auslöschung der einzelnen Wesen, sondern dadurch, dass nun nichts anderes mehr herrschen wird als die Liebe: die Liebe Gottes und endlich auch die der Menschen. Dann wären die Menschen und Geschöpfe in das unendlich weite und bewegte Leben der Liebe des dreieinen Gottes so aufgenommen, dass sie in zwanglos freiem Zu- und Miteinander unentfremdet erlöst sein können.

Hans Kessler, in: Ida Lamp (Hg.), Trost in
Zeiten der Trauer, topos premium.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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