11. Sonntag im Jahreskeis | 16. Juni 2024
Meditation
Not-wendig
Wasser. Eine Erfrischung. Ab ins kühle Nass. Ein klarer Bergsee. Eine Augenweide. Das Meeresrauschen. Beruhigend. Einschläfernd. Fernweh. Und dann:
Sturzbäche, ein Wolkenbruch, es schüttet wie aus Kübeln, binnen Minuten steigt das sonst harmlos plätschernde Bächlein über die Ufer und reißt alles mit sich, was ihm in die Quere kommt. Ein Feuerwehrmann rettet sich auf eine Insel und kann nur tatenlos zusehen, wie Autos in einer schmalen Durchfahrt eingeklemmt werden. Die Insassen eingeschlossen von tosenden Wassermassen. Er ruft Zivilisten, die aus dem Fenster sehen, etwas zu. Doch das Rauschen der Sturzfluten übertönt ihn. Geistesblitzartig reagieren junge Männer mit einer Leiter und retten zwei ältere Auto-Insassen über das Autodach. Dankbar schlägt der Feuerwehrmann, der nur zusehen konnte, die Hände zusammen.
Am Morgen danach ist es still. Der Schlamm, den der Bach aus seinem Bett mitgenommen und überall verteilt hat, scheint alles zu schlucken. Die Straßen sind für den Verkehr gesperrt. Im Tagesverlauf wird es emsig. Menschen schaufeln. Feuerwehrleute und zivile HelferInnen beseitigen gemeinsam den Schmutz und das Schlamassel, das das Hochwasser hinterlassen hat. Viele Hände greifen zusammen.
Das Tageslicht zeigt das Ausmaß der Katastrophe. Vieles ist kaputt. Nur mehr Sperrmüll. Container werden herangeschafft. Existenzen weggeworfen. Ganze Häuser stehen am Abgrund. Straßen sind wie eine Tafel Schokolade auseinandergebrochen. Bitter.
Ein Lichtblick: Kein Menschenleben ist dem Horror zum Opfer gefallen. Noch. Die Prognosen sind beunruhigend. Es kommt weiter Wasser von oben. Was hilft? Vorsorge? Sandsäcke? Beten?
Wasser. Lebensnotwendig. In Afrika, im Norden von Brasilien und in vielen anderen Teilen der Welt wird sehnlichst auf Regen gewartet. Jeder Tropfen wird aufgefangen. Trockenheit ist an der Tagesordnung. Bei uns könnte im Moment jeder Tropfen einer zu viel sein. Bangen. Warten. Hoffen.
Wasser. Ein wertvolles Gut. Ein landschaftlicher Schatz. Eine unberechenbare Naturgewalt. Alles zugleich.
Katharina Grager
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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