30. Sonntag im Jahreskreis | 27. Oktober 2024
Kommentar

Blinde Augen und blinde Herzen

Blind ist bei dem Zwischen-fall am Stadtrand von Jericho nicht nur der Bettler Bartimäus, der lauthals auf sich aufmerksam macht und nach Jesus ruft. Seine Blindheit betrifft die Augen und ist ein organischer Defekt, der ihn unverschuldet an den Rand des Lebens befördert hat. Als Almosen­empfänger scheint er für das Gemeinwesen nur eine wertlose Belastung zu sein.

Blind sind auch die Menschen, die mit Jesus unterwegs sind. Ihre Blindheit liegt im Bereich des Herzens und bedeutet ein moralisches Versagen. Sie sehen nicht die Not dieses Menschen, sie wollen nicht damit konfrontiert werden und auch Jesus vor der Belästigung abschirmen.
Zuerst muss Jesus deren Blindheit heilen. Er fordert sie auf, hinzuschauen und Bartimäus nicht als Störfall, sondern als einen Menschen zu betrachten, der es verdient, Beachtung zu finden. Sie müssen auch lernen, Jesus mit anderen Augen zu sehen, nämlich als einen, der an keiner Not vorübergeht und keinen Aufschrei nach Beachtung und Heil ignoriert.

In Bezug auf Jesus ist Bartimäus von Anfang an der Sehende, der in ihm den Retter, das Licht der Welt erkennt. Er nimmt eine wertvolle, ja prophetische Aufgabe wahr.

Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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