10. Sonntag im Jahreskreis | 09. Juni 2024
Kommentar

Wer’s sagt, ist’s selber

Wenn ich über jemanden eine Aussage tätige – so lehrt es die Kommunikationswissenschaft –, sagt sie mehr über mich selbst aus als über den anderen. Sie offenbart mein eigenes Denken, mein Menschenbild, das ich auf mein Gegenüber übertrage, und meinen Charakter. Ich gehe davon aus, dass der andere nach dem gleichen Muster gestrickt und von den selben Motiven getrieben ist wie ich selbst. Diese Annahme trifft jedoch selten zu.
Wenn die Schriftgelehrten mutmaßen, Jesus sei von einem Dämon besessen, stellt dies ihrer Theologie und ihrem Weltbild kein gutes Zeugnis aus. Und es ist keinesfalls harmlos. Wer den Teufel an die Wand malt, gibt ihm unnötig Raum und Macht. Jesus deckt sehr klar den fatalen Mechanismus auf: Wo man dem anderen unterstellt, in böser Absicht zu handeln, da sind Spaltung und Zwietracht vorprogrammiert.
Besonders tragisch ist es, wenn solche bösen Verdächtigungen – wie es hier bei Jesus der Fall ist – aus dem eigenen Familienkreis kommen. Deshalb weist er in großer Entschiedenheit darauf hin, dass die Verwandtschaft im Geist für ihn wichtiger ist als die Blutsverwandtschaft. Zu seiner Familie gehört, wer im Namen Gottes handelt.

Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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