Weißer Sonntag | 19.4.2020
Kommentar

BIBEL UND LEBEN
Hinter verschlossenen Türen ist Jesus da

Dass ich jemals einen Gottesdienst hinter verschlossenen Kirchentüren feiern würde, das hätte ich noch vor einigen Wochen für unvorstellbar gehalten und heftig dementiert. Die Feier der Messe ist immer Feier der ganzen Kirche, ist Begegnung mit dem auferstandenen Jesus Christus und seiner heilsamen, den Menschen verwandelnden Lebenskraft. Davon darf niemand ausgeschlossen werden, der sich danach sehnt. Doch schneller, als ich schauen konnte, war es eine Realität, die ich akzeptieren musste. Der Schutz der Menschen hat Vorrang vor der grundsätzlichen Öffentlichkeit dieser Feier.
Ich tröste mich damit, dass dies durchaus eine urkirchliche Erfahrung ist. Die allerersten „Gottesdienste“ der Kirche, die ersten Begegnungen der Gemeinschaft der Jünger mit dem Auferstandenen am Abend des Ostertages und eine Woche darauf, fanden ebenfalls hinter verschlossenen Türen statt. Und Jesus hat sich davon nicht abhalten lassen, den verängstigten Jüngern nahe zu sein. Er hat den Tod überwunden und trägt nun Antikörper gegen ihn in sich. Er haucht die Jünger an und „impft“ sie dadurch mit dem Heiligen Geist, der ihnen hilft, ihre Angst zu überwinden und Versöhnung zu wirken.
Wenn wir heuer hinter verschlossenen Türen Auferstehung feiern müssen – sei es in der Kirche oder daheim –, dann kann uns gerade diese Erzählung stärken. Der Auferstandene durchdringt trennende Türen und Mauern und verbindet uns alle zu einer großen Gemeinschaft, auch wenn uns eine physische Nähe und Berührung derzeit nicht möglich ist.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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