14. Sonntag im Jahreskreis | 3. Juli 2022
Kommentar

Die große Ernte nicht verkommen lassen!

Die Ernte ist groß. Das gilt auch für die Ukraine, die als Kornkammer Europas bezeichnet wird und für die Ernährung der Menschen nicht nur auf unserem Kontinent, sondern auch in vielen Ländern Afrikas von großer Bedeutung ist. Durch den Krieg droht sie nun zu verkommen, denn es ist schwierig, diese Ernte einzubringen und – angesichts der Blockade ukrainischer Häfen durch russische Kriegsschiffe – sie zu den Menschen zu bringen, die sie benötigen. Die sich anbahnende Hungerkatastrophe ist wie so oft von Menschen ausgelöst und kein unabwendbares Schicksal. Es wäre genug vorhanden, das Problem liegt bei der Verteilung.
Von einem ähnlichen Missverhältnis spricht Jesus bezüglich des Reiches Gottes. Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Dieser Satz wird oft im Zusammenhang mit dem angeblichen Priestermangel ins Treffen geführt. Auch von einer Verdunstung des Glaubens in der Bevölkerung wird gerne gesprochen. Jesus würde wohl beides nicht gelten lassen. Die Ernte ist groß – auch an spirituellen Früchten, an Nahrung für das Leben des Geistes. Und es gibt viele Menschen, die danach hungern, ihrem Leben mehr Tiefe und Substanz zu geben, die nach Sinn und Orientierung suchen. Auch hier liegt das Problem eher bei der Übermittlung.
Bei der Ausschau nach Erntearbeitern müssen wir wohl viel weiter denken als in den Kategorien unserer traditionellen kirchlichen Ämter. Und wir sollen uns nicht mit vollen Taschen auf den Weg zu den Menschen machen, sondern mit leeren Händen, als Lernende und Empfangende.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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