21. Sonntag im Jahreskreis | 22. August 2021
Kommentar

Spirituelle Nahrungsmittelunverträglichkeit

Immer mehr Menschen leiden unter Allergien und Nahrungsmittelintoleranzen. Zumindest behaupten es viele von sich selbst. Ich sehe darin ein Symptom der Entfremdung der Menschen von ihren eigenen Lebensgrundlagen. Die Welt, mit der wir in Berührung kommen, wird – nicht erst seit der Corona-Pandemie – immer steriler und keimfreier, wir fühlen uns in vielen Lebensbereichen fremdbestimmt und unsere Nahrungsmittel aus industrieller Produktion haben mit dem, was die Natur hervorbringt, nur noch entfernte Ähnlichkeiten.
Was Jesus in seiner Brotrede sagt, löst bei vielen eine Unverträglichkeit und allergische Reaktionen aus. Das ist gut verständlich. Immerhin sagt Jesus: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben. Sein Nahrungsmittel für das Leben des Geistes, die Speise, die uns wirklich lebendig sein lässt, ist keine leicht bekömmliche Schonkost, sondern ein ziemlich deftiges Gericht. Das geht selbst bei den Frommsten – ja gerade bei ihnen – weit über die Toleranzgrenze hinaus.
Heute sind wir an diese Worte aus vielen Messfeiern gewöhnt. Doch vielleicht haben wir gerade deshalb eine spirituelle Unverträglichkeit gegenüber ihrer Tragweite entwickelt. In der Kommunion empfangen wir Jesus nicht nur symbolisch, sondern nehmen ihn mit Fleisch und Blut in uns auf. Wir verbinden uns ganz existenziell mit dem menschgewordenen und auferstandenen Christus, der in der ganzen Schöpfung präsent ist. Wenn wir uns dessen mehr bewusst werden, wird uns das auch helfen, die eigene Entfremdung zu überwinden.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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