In Zeiten der Trauer | Teil 03
Von Leben enttäuscht

Was hilft gegen das Böse? Das, was uns zusammenhält: Liebe. Gott ist die Liebe. | Foto: Eric Ward/Unsplash
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  • Was hilft gegen das Böse? Das, was uns zusammenhält: Liebe. Gott ist die Liebe.
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Das Böse in der Welt


Hermann Glettler, Bischof und Künstler (= HG), und
Michael Lehofer, Psychiater und Psychologe (= ML), zeichnen in ihren vielschichtigen Gesprächen einige Wegspuren aus der Verlorenheit – anspruchsvoll und nachhaltig.

Woher kommt das Böse, und was hat Gott damit zu tun?

HG: Die ganze abendländische Kunstgeschichte belegt, dass Höllenbilder aufregender sind als Himmelsbilder. Das Böse, wie auch immer es auftritt, hat die Fähigkeit, sich übermäßig aufzublähen – es fasziniert. Viele begeben sich richtig lustvoll in Schreckliches hinein – z. B. mit Horror zur Unterhaltung.
Wir müssen an dieser Stelle auch von der unverständlichen Boshaftigkeit sprechen, mit der Menschen einander Schaden zufügen können. Oft scheint es nur um die Lust am Zerstören und an der Demütigung zu gehen. Auch Kinder und Jugendliche wissen von der Brutalität des Mobbings, Ursache ganz tiefer Trostlosigkeit mit verheerenden Folgen.

ML: Was macht das Böse so attraktiv? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich bemühen, das Wesen des Bösen zu verstehen. Dazu brauchen wir das Verständnis für die Dualität des menschlichen Wesens. Der Mensch besteht einerseits aus einem Ego, dem psychischen Ausdruck des Gehirns, das ihm die Möglichkeit eröffnet, sich und seinen Nächsten das Überleben zu sichern. So funktioniert unsere Psyche: Wir nehmen Unterschiede wahr, um zu unterscheiden, was für uns ist und was gegen uns ist. Und dann sind wir auch Wesen, die Allverbundenheit spüren können. Das nennt man Liebe. Die Liebe fügt uns zu einem Ganzen zusammen.
Das sogenannte Böse ist Resultat einer inneren Spaltung zwischen Ego und dem liebenden Wesen in uns. Der Teufel heißt deshalb auf Griechisch diabolos, der „Spalter“. Das Böse ist deswegen so faszinierend für uns, weil wir als böse Wesen scheinbar frei sind. Für diese Freiheit nehmen wir dummerweise viel Leid auf uns, denn der Schmerz, den wir anderen zugefügt haben, ist gleichermaßen unser Schmerz. Wer das einsieht, dem macht das Böse schon weniger Spaß!

HG: Leider können wir Menschen tatsächlich abgrundtiefes Leid verursachen. Die brutale Vertreibung und Verelendung von Millionen aufgrund von Terror und Krieg sind das Werk von Menschen. Es macht stumm. Billige Erklärungen verbieten sich, selbst wenn sie aus einem scheinbar tiefen Glauben zu kommen scheinen. Vieles werden wir Gott selbst einmal fragen müssen.

ML: Im Nachhinein lässt sich oft feststellen, dass auch im größten Elend etwas Neues gereift ist – oder zumindest etwas zu lernen war. Aber in der Situation, in der man unmittelbar mit dem Leid in Kontakt kommt, fragt man sich schon, wo Gott geblieben ist, konsequenterweise, ob es ihn überhaupt gibt. Es gibt viele Situationen, in denen die scheinbare Abwesenheit Gottes zynisch erscheint.

HG: Elie Wiesel endet immer mit dem Bekenntnis, dass er es „nicht begreifen kann“. Darüber hinaus ermutigt er zu einer direkten, ungeschminkten Rede – nicht über Gott, sondern zu Gott: „Selbst wenn ich gegen ihn spreche, spreche ich immer zu ihm. Und selbst wenn ich einen Zorn auf Gott habe, versuche ich ihm meinen Zorn zu zeigen, aber genau darin liegt ein Bekenntnis zu Gott, nicht eine Negation Gottes.“


TRAUER konkret


Warum rufen Menschen bei der Telefonseelsorge an, und wie können die TelefonseelsorgerInnen weiterhelfen?

Drei Hauptgründe, warum Menschen bei uns anrufen, sind Einsamkeit, Beziehungsprobleme oder psychische Erkrankungen. Diese Motive werden von den Anrufenden meist nicht direkt genannt, aber sie zeigen sich oft im Laufe des Gesprächs oder sind im Hintergrund zu spüren.
Was wir als Telefonseelsorge tun können, klingt simpel, aber wird von den Anrufenden als so wertvoll empfunden: Wir sind da, nehmen den Menschen am anderen Ende der Leitung wahr und ernst und hören aufmerksam und mitfühlend zu. Wir sind kein Ersatz für eine Therapie. Doch wir können in belastenden Situationen für den Moment, für ein Gespräch lang Entlastung, Halt und Orientierung anbieten.
Wenn etwa Sie uns anrufen, können Sie so sein, wie Sie sind, müssen sich nicht verstellen und nichts leisten. Wir sind für Sie da, egal was Sie umtreibt. Schweres und Bedrückendes halten wir mit Ihnen aus. Reden hilft!
Die Telefonseelsorge erreichen Sie österreichweit unter 142 rund um die Uhr, kostenlos und vertraulich.

Daniela Bauer ist Leiterin der Telefonseelsorge Steiermark.

Was hilft gegen das Böse? Das, was uns zusammenhält: Liebe. Gott ist die Liebe. | Foto: Eric Ward/Unsplash
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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