Post aus Rom | 02
Von Chrisamöl und Limoncello
Eine Österreicherin in Rom im Interview
Theresia Obermair ist Deutsch- und Religionslehrerin und arbeitet an der Deutschen Schule und an der Gemeinde Santa Maria dell‘Anima in Rom. Im Sonntagsblatt-Interview verrät sie, welche Erfahrungen Sie dabei gemacht hat und was sie gerne mit nach Österreich nehmen möchte.
Frau Obermair, Sie sind schon seit knapp einem Jahr hier in Rom. Was führt Sie in die Ewige Stadt und was machen Sie hier?
Mir wurde angeboten, für zwei Jahre in Rom an der Deutschen Schule zu unterrichten und in der Deutschsprachigen Gemeinde Santa Maria dell’Anima mitzuarbeiten. Diese Gelegenheit musste ich einfach ergreifen, weil sie einmalig, besonders und unglaublich bereichernd ist.
Was finden Sie an Ihrer Arbeit in Santa Maria dell’Anima und an der Deutschen Schule spannend?
Für mich ist es ein besonderes Privileg in einer deutschsprachigen Gemeinde hier in Rom arbeiten zu dürfen, weil ich durch meine Arbeit junge Menschen aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Italien kennenlernen und mit ihnen arbeiten darf. Durch diese Interkulturalität entstehen schöne und spannende Freundschaften.
Da ich auch bei der Erstkommunion-und Firmvorbereitung in der Pfarre tätig bin, werde ich mit italienischen Bräuchen und Riten konfrontiert, die meinen Blick weiten. Zum Beispiel erklärte ich letztens den Kindern, was Chrisam ist und ein Kind meinte, nachdem es daran gerochen hatte: „Che buono! Ach, wie gut! Das riecht ja nach Limoncello!“ [italienischer Zitronenschnaps]
Auch in der Deutschen Schule, die zum Großteil von italienischen Kindern besucht wird, erlebe ich immer wieder, wie spontan und begeisterungsfähig die Italiener (nicht nur für Fußball und Essen) sind.
Was ist für Sie das Schönste in Rom?
Was das Schönste ist, ist wohl schwer zu sagen, weil es so viele einmalige Dinge hier zu erleben gibt und die Stadt mich einfach in ihren Bann gezogen hat. Als Theologin ist es für mich faszinierend, durch die Stadt zu streifen und ganz nahe an den Ursprüngen des frühen Christentums zu sein. Fast jeder Stein, jeder Platz und die vielen Kirchen erinnern an die Wurzeln des Christentums und erzählen Geschichten, die den Glauben ganz konkret erlebbar machen.
Was möchten Sie von Rom gerne „mit nach Österreich nehmen“?
Die italienische Fähigkeit, kreative Lösungswege zu suchen, wenn das eigentlich Geplante nicht funktioniert, sich durch nichts und niemand aus der Ruhe bringen zu lassen, ihre Spontanität und ihre Herzlichkeit. Hoffentlich aber nicht ihre Autofahrweise … (lacht).
LIVE AUS ROM
Michaela Wieser studiert
katholische Theologie in Graz und absolviert derzeit einen Teil ihres Studiums in Rom. In ihrem Rom-Tagebuch notiert sie ihre Erlebnisse.
Weltkirche auf einen Blick
In Rom kommt man nicht umhin, Weltkirche zu erleben. Das habe ich auch heute wieder bemerkt, als ich über den Petersplatz gegangen bin. Man sieht Menschen verschiedener Nationen und Kulturen, Pilger, die endlich an ihr Ziel gekommen sind, Familien, geschäftige Priester, Ordensleute mit Gewändern in verschiedensten Farben und Schnitten, alte und kranke Leute, Menschen,
die tanzen und lachen, ungeduldig wartende Leute etc. Ständig begrüßen und verabschieden sich Menschen, lernen sich neu kennen oder treffen sich nach langem wieder. Kurz gesagt: die ganze Vielfalt, der Reichtum und die Armut der katholischen Kirche wird hier am Petersplatz von den Kolonnaden wie von den Armen der Kirche umgeben. Alle kommen zu ihrem Ursprung, ihrer Mutter Kirche und den Reliquien der ersten Apostel, die sich wohl nie erträumen konnten, dass sich ihr Glaube über die ganze Welt ausbreiten würde.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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