Anstoß - Fastentraining mit dem Sonntagsblatt | Teil 03
Verletzt – und was jetzt?
7. Dezember 2007, vorletztes Spiel vor dem Winter. Red Bull Salzburg gegen Josko Ried. Da passiert es. Ein heftiger Zusammenprall von Rieds Torhüter Hans Peter Berger und dem Starstürmer der Salzburger, Alexander Zickler. Doppelter Armbruch bei Berger! Er muss nun tun, was ein Sportler eigentlich nicht trainiert: sich in Geduld üben.
Was ist Ihnen in dem Augenblick durch den Kopf gegangen, als es passiert ist?
Hans Peter Berger: Ich war geschockt. Dann kamen unheimliche Schmerzen. Ich habe aber erst nach der Operation so richtig mitbekommen, was war. Da fängt man an nachzudenken, wie es mit der Karriere weitergeht.
Was haben Sie Herrn Zickler gegenüber empfunden?
Ich war verärgert, weil er vielleicht die Chance gehabt hätte, das zu verhindern. Aber wenn man ein bisschen Zeit hat und Abstand gewinnt, wird man sehr besonnen und sieht alles recht nüchtern.
Haben Sie mit Herrn Zickler seit dem Vorfall Kontakt gehabt?
Ja, ja. Im Krankenhaus. Er war bei mir.
Und haben Sie mit ihm eine persönliche Basis finden können?
Ich habe auf eine Klage verzichtet. Lieber möchte ich Fußball spielen, bevor ich ständig in den Gerichtssaal laufen muss. Für den Alexander Zickler ist es so sicher auch von Vorteil. Ich bin da nicht so nachtragend. Er hat sich entschuldigt, und für mich ist die Sache gegessen. Jetzt muss ich schauen, dass ich fit werde. Ich spiele gerne Fußball, er auch.
Ist es eher selten, dass das unter den Betroffenen so besprochen wird – oder bleibt da oft auch auf längere Zeit etwas hängen?
Bei mir wird nichts hängen bleiben. Aber wir haben schon einmal so einen Fall gehabt: Die sind von einem Gerichtssaal zum anderen gelaufen. Herausgekommen ist, dass sie eine Spende für SOS-Kinderdorf gegeben haben. Das Kinderdorf wird sich gefreut haben, aber die Beteiligten waren immer noch böse aufeinander. Für mich kommt so etwas nicht in Frage.
Haben Sie es umgekehrt auch schon erlebt – dass Sie selber einen Spieler verletzt haben?
Ja. Da sind wir aber beide zu Schaden gekommen. Wir haben beide schwere Kopfverletzungen davongetragen. Er hat sich bei mir entschuldigt und ich mich bei ihm. Unter Sportlern ist das vielleicht ein bisschen anders.
Hemmen solche Verletzungen?
Als Sportler musst du das wegstecken, sonst hast du keine Chance mehr. Man muss schon ein bisschen hart sein zu sich, sonst geht man in dem Fußballgeschäft schwer unter.
Sind Sie durch Verletzungen reifer geworden?
Ja, schon. Man gewinnt sicher viel Erfahrung. Und man lernt andere Werte schätzen. Fußball ist nicht alles im Leben, sag ich jetzt einmal. Ich weiß sicher das Ganze zu schätzen. Irgendwann wird es mit Fußball wieder weitergehen. Aber jetzt muss ich mich in Geduld üben. Das ist das Schwierigste, aber schön langsam bekomme ich das schon hin.
Haben Sie einen Plan abseits der Karriere, falls wirklich etwas Ernsthaftes passiert?
Am Anfang wäre es sicher eine Katastrophe. Da weiß man nicht, was man tun soll. Aber ich habe einen guten Schulabschluss – sollte wirklich etwas sein – dass ich etwas anderes anfangen könnte. Als Sportler darf man von so etwas gar nicht ausgehen.
Und wie geht das Team mit so etwas um? Haben Sie Kontakt?
Ja, freilich. Ich bekomme genügend Anrufe, und alle waren schon da. Da merkt man schon, was man geleistet hat, und man lernt das Ganze dann sehr zu schätzen, welche Herrschaften da anrufen und welche Leute sich für einen interessieren. Und man merkt, was man in seiner Karriere alles geschafft hat, wie man vielleicht Leute auch beeindruckt hat.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.