Gehen – einen Fuß vor den anderen setzen..
Unterwegs und auf der Suche in der Schöpfung

Foto: pixapay

Gehen – einen Fuß vor den anderen setzen, Schritt für Schritt, unterwegs sein. Mit oder ohne Ziel. Sich einfach einmal gehen lassen. Und dabei in mich gehen. Ein äußerer Weg kann mich dabei zu einem inneren Ziel führen.
Im Schritt-Tempo unterwegs zu sein gibt mir die Chance, bewusst wahrzunehmen, was um mich ist – Menschen, Häuser, Natur. Die Schöpfung Gottes im Gehen erleben. Auch gemeinsam gehen kann erhellend sein.
In manchen Pfarren ist der Brauch der Herbergssuche im Advent noch lebendig. Dabei wird eine Marienstatue gehend durch den Ort getragen, um Herberge in den Häusern der Menschen zu finden.

Ferdinand Kaineder ist Kommunikationslotse, Medienexperte, Coach und Theologe.
Näheres finden Sie unter: www.kaineder.at

Wie sind Sie am liebsten in der Schöpfung unterwegs?

Zu Fuß. Wenn es irgendwie geht, nehme ich Alltagsstrecken zu Fuß. Das ist absolut keine verlorene Zeit, wie manche meinen. Schauen, Beobachten, Staunen liegen am Weg, in der Stadt oder in der Natur. Wenn das nicht geht, dann nehme ich ein öffentliches Verkehrsmittel. Die Seele und Gedanken werden dahinchauffiert, ohne angestrengt zu werden. Etwas lesen, mit anderen im Gespräch sein oder einfach nur die Gegend vorbeiziehen lassen. Ich genieße das. Das Auto nehme ich nur im Notfall, weil ich die Erfahrung gemacht habe: Wer mit dem Auto fährt, bleibt eigentlich in seinen vier Wänden daheim. Viel zustimmendes Nicken bekomme ich bei meinen Vorträgen „Gehen ist heilsam“. Hier meldet sich aus meiner Sicht die schlummernde Sehnsucht der Menschen, gehend der Schöpfung zu begegnen. Auf einem T-Shirt von mir steht: Geht doch!

Was macht das Unterwegs-Sein in der Schöpfung mit Ihnen?
Die Schöpfung ist so für mich zur Lehrmeisterin geworden. Gehen ist die Geschwindigkeit der Seele. Ich habe auf diese Weise in verschiedensten Facetten gelernt: Das Leben kommt mir entgegen. Die Schöpfung ist die Quelle, und im Gehen lerne ich, auf diese Quelle zuzugehen und aus dieser Quelle zu trinken. Heilige wie beispielsweise Franziskus haben Gott in der Natur, in der Schöpfung draußen gesucht. Jesus selbst ist viel gegangen und hat sich immer wieder „zurückgezogen“, um sich auf Gott auszurichten. Heuer bin ich im Herbst sechs Tage am Lechweg in Tirol vom Fall in Füssen bis zur Quelle hinter Lech gegangen. Das hat in mir wieder ganz tief verankert: Alles beginnt ganz klein. Da bin ich gedanklich mitten in der Krippe. Von dort her kommt die Kraft und ebenso der Trost.
Ein konkreter Vorschlag für den Advent …

Ich stehe eine Stunde früher auf, um im Finstern meine halbstündige Morgenrunde bewusst zu gehen. Bei jedem Wetter. Nach dem Duschen und Frühstück blicke ich bewusst in die Flamme der Kerzen am Adventkranz. Wofür brenne ich? Immer mehr.

Gott fragt dich
Ich habe für dich die Berge erschaffen.
Warum wanderst du nicht?
Ich habe für dich Bücher schreiben lassen.
Warum betrachtest du nichts?
Ich habe dir eine Stimme geschenkt.
Warum singst du nicht?
Ich habe dir einen Leib geschenkt.
Warum bewegst du ihn nicht?
Ich habe dir Gefühle geschenkt.
Warum verdrängst du sie?
Ich habe für dich Quellen fließen lassen.
Trinken musst du selber.
Martin Gutl
aus: Nachdenken mit Martin Gutl

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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