Ordensleben in der Steiermark | Teil 12
Unkompliziert Last loswerden
[p]Den „schwierigsten Teil des Lebens unkompliziert behandeln lassen“ habe man bei den Grazer Franziskanern seit jeher können, meint P. Willibald Hopfgartner. Bald sei die Kirche bei Leuten aus nah und fern beliebt gewesen. Der Orden habe das Recht, jedem die Beichte abzunehmen, was früher dem jeweils zuständigen Pfarrer vorbehalten gewesen sei. „Bei uns ist immer Beichtgelegenheit“, wirbt der in Osttirol geborene und bis vor vier Jahren in Südtirol aktive Franziskaner. Im Orden ist er vor allem für die Begleitung der jungen Brüder im „Juniorat“ verantwortlich.
„Wir sind im Zentrum“, bemerkt auch der neue Guardian (Hausobere) P. Josef Höller. Für die umliegenden Pfarren aus Graz und Umgebung seien die Patres da. „Bei den Franziskanern beichten und beim Kastner & Öhler einkaufen“ habe früher einen gängigen Tagesausflug nach Graz bedeutet. Viele werden auch, etwa wenn sie beim Franziskanerplatz ins Kloster hinein-, durch die Kirche durch- und beim Café „Schwalbennest“ wieder herausgehen, tatsächlich still. Nicht erst, seit im Kulturhauptstadtjahr 2003 – damals war P. Josef Pfarrer – hier der „Ort der Stille“ ausgerufen wurde.
Das Etikett „Ort der Stille“ wirkt weiter nachhaltig. P. Willibald erwähnt die „Stunde für die Seele“, ein 14-tägiges Angebot im Kloster. Das Glaubensbekenntnis war bisher Thema, die Visionen der Kirche und der Welt, wie Papst Franziskus sie hat, und heuer haben sich die Franziskaner dem Diözesanthema „Liebe“ angeschlossen. Von der Psychologie bis zur Dreifaltigkeit wird es in kurzen Texten und Vorträgen betrachtet. P. Paul Zahner wiederum führt regelmäßig in die Lektüre von franziskanischen spirituellen Meistern ein.
Große Freude bereitet P. Hopfgartner, der jahrzehntelang in der Schule unterrichtete, die Zusammenarbeit mit der Grazer Universität, auch mit P. Paul Zahner. Franziskanische Frauengestalten und Barmherzigkeit waren die letzten Themen der großen gemeinsamen jährlichen Symposien.
Das „Juniorat“, das 2008 für Österreich, Südtirol und die Schweiz nach Graz verlegt wurde, sind „mindestens fünf Jahre begleitete Ausbildung“. Es betrifft die Mitbrüder, die bereits nach dem Noviziat in Brixen die ersten Gelübde abgelegt haben und diese zeitliche Profess jeweils für ein Jahr erneuern. Spannend sei, legt der Leiter P. Willibald dar, junge Menschen dahin zu begleiten, dass sie nicht das Gefühl haben, „oje!, wir geraten immer mehr in Gegensatz zu unserer Gesellschaft“. Er ermutigt: „Wir gehen in eine Gesellschaft, in der unser Zeugnis wichtig ist, ohne dass wir in Opposition zu ihr geraten müssen.“ Nicht nur die rein franziskanische Ausbildung zähle im „Juniorat“.
Jung und Franziskaner? Selbstständige Gruppen laden in die Kirche zum Taizégebet oder zum ebenso stimmungsvollen modernen Gebets- und Liederabend „Nightfever“ ein. P. Josef Höller erwähnt, dass zur „franziskanischen Familie“ im weiteren Sinn auch die Franziskanische Gemeinschaft zählt (der „Dritte Orden“), die Schulschwestern, die Kreuzschwestern, die Elisabethinen …
P. Guardian Josef Höller ist ein Lob für einen seiner Vorgänger wichtig, den jetzigen Pfarrer P. Matthias Maier: Wie er mit Fleiß und Einsatz das Kloster generalsaniert habe zu einem Ort der Begegnung auch für Menschen von außen, das sei „keine Selbstdarstellung“ der Franziskaner, sondern tue „der ganzen Stadt wohl“. Die Erneuerung habe „wirklich eine pastorale Zielsetzung“, bekräftigt P. Willibald Hopfgartner.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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