Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich | Teil 5
Soziale Sicherheit macht Gesellschaften nicht arm

Fordert mehr Nachdenken über die Doppelbelastung der Frauen in Beruf und Familie: Diplom-Gesundheits- und Krankenschwester Franziska Eisl am Arbeitsplatz im Landeskrankenhaus Graz. | Foto: Labner
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  • Fordert mehr Nachdenken über die Doppelbelastung der Frauen in Beruf und Familie: Diplom-Gesundheits- und Krankenschwester Franziska Eisl am Arbeitsplatz im Landeskrankenhaus Graz.
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Als Krankenschwester an der Ambulanz der Gynäkologischen Universitätsklinik in Graz ist Franziska Eisl immer wieder mit existenziellen Fragen um Leben und Tod konfrontiert. Sie hat in der ambulanten Betreuung viel mit Krebspatientinnen zu tun, bekommt im Berufsalltag immer wieder mit, wie Menschen plötzlich aus dem privaten, beruflichen Erfolgskurs durch medizinische Befunde herausgerissen werden oder nach den Spezialuntersuchungen wieder mit neuer Zuversicht in die Zukunft gehen können.

Auch persönlich hat die 1983 diplomierte „Gesundheits- und Krankenschwester“ schon einiges bewältigen müssen: Krankheitsbedingt konnte sie monatelang ihren Beruf nicht ausüben, musste zwischendurch ihren damaligen Job aufgeben und von der Berufsunfähigkeitspension mehr schlecht als recht leben. Franziska Eisl kennt das, wie man sich ohne Arbeit fühlt, wie die Umwelt auf derartige Veränderungen reagiert…

Der berufliche Wiedereinstieg gelang nach Wiedergesundung 1989, mit ihrer Zusatzausbildung in der onkologischen Pflege ist Franziska Eisl wieder voll im Klinikbetrieb integriert. Geblieben ist jedoch die Sensibilität für den Status jener, „die im Leben nicht auf die Butterseite gefallen sind“, die es in unserer Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft nicht so einfach haben. So gesehen hat sie das Sozialwort der christlichen Kirchen Österreichs, das sie vorher nicht kannte, jetzt „mit Begeisterung“ gelesen: „Wenn man das umsetzen könnte, wäre das ein toller Beitrag für das gesellschaftliche Miteinander.“

Die Forderung beispielsweise, dass der Begriff Arbeit grundsätzlich neu zu überdenken und alle Formen der Arbeit gerechter zu teilen seien, kann Franziska Eisl nur unterstreichen. Ihre Lebens-Erfahrung deckt sich auch mit dem Sozialwort-Artikel 164: „Die Erwerbsarbeit ist prägender Teil der Identität einer Person. Durch die Erwerbsarbeit und die Höhe des daraus resultierenden Einkommens werden Menschen bewertet. Arbeitslose und Menschen ohne Erwerbschancen werden dadurch buchstäblich ‚wertlos‘ gemacht. Wo Erwerbsarbeit schlecht bezahlt wird oder geringes Ansehen genießt, werden auch Menschen abgewertet, die diese Arbeit aus-üben.“

Auch die Sozialwortforderung „bezahlte und unbezahlte Arbeit neu zu definieren und zu organisieren“ findet Eisls Unterstützung. Ein Anliegen ist ihr auch der realistische Blick auf die Doppelbelastung von Frauen in ihrer Rolle als Berufstätige und Mutter: „Viele Arbeiten, die gesellschaftlich unverzichtbar sind, werden unbezahlt geleistet, und zwar überwiegend von Frauen: Pflege, Betreuung oder Erziehung in den Familien und Haushalten werden allenfalls indirekt bewertet“, kritisieren die Kirchen.

Neben der Aufwertung der Arbeit der Frauen ist Franziska Eisl aber auch die Sicherung des Gesundheits- und Pflegesystems ein besonderes Anliegen. Ihr „Traum“ wäre das Modell einer „Gemeindeschwester“, die als mobiler Dienst Menschen in ihrer gewohnten Umgebung in allen Lebenslagen Hilfestellung gibt. Insgesamt sollten im Gesundheitssystem die anstehenden Fragen so gelöst werden, dass – wie das Sozialwort formuliert – neue Formen der Ungleichheit und das Zerbrechen der Solidarität vermieden werden.

Hannes Labner

Fordert mehr Nachdenken über die Doppelbelastung der Frauen in Beruf und Familie: Diplom-Gesundheits- und Krankenschwester Franziska Eisl am Arbeitsplatz im Landeskrankenhaus Graz. | Foto: Labner
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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