Religionslehrer mit Esprit | Teil 02
Sich immer einklinken und Lebensfragen aufgreifen

Warum machen Sie das nicht mit uns?“ Eine Frage, die Ewald Gutmann, Lehrer an der Haupt- und Realschule in Heiligenkreuz am Waasen, manchmal von Schülern gestellt wird – und ein Kompliment. Sie empfinden es nämlich als ungerecht, dass er immer nur mit den anderen die tollen Projekte macht. Aber das kann er eben nicht immer mit jeder Klasse.

Einen weiten Weg hat der gelernte Werkzeugmacher jeden Tag vom kleinen Ort Mahrensdorf unter Fehring bis zu seiner Arbeitsstelle, und einen weiten Weg hat auch er selbst hinter sich. Nach der Hauptschule machte er einen zaghaften Versuch in Richtung Matura, mit der HAK konnte er sich aber nicht anfreunden. Aber auch der Lehrberuf „war nicht mein’s“. Er wollte mit Menschen, mit Jugendlichen arbeiten, dazu fehlte ihm aber die Matura. Die Lösung brachte die Studienberechtigungsprüfung. „Ich hatte nie zuvor vier Stunden einen Aufsatz geschrieben, aber es ging schon“, lacht der 35-Jährige.

„Als Lehrer ist man immer am Lernen. Ich möchte nichts anderes sein, die Rahmenbedingungen, unter denen ein Lehrer führen soll, sind jedoch so eng gesteckt, dass man schwer führen kann“, sinniert er. Vor allem die Führungskompetenz des Lehrers möchte er stärken, wenn er könnte. Bekannt ist Ewald Gutmann für seine Foto- und Filmprojekte. 2002 produzierte er mit Schülern etwa einen Kalender, von dem schließlich 400 Stück verkauft wurden. Mit dem Filmprojekt „Neue Brücken“ hat er sich mit Schülern und Kollegen 2004 beim Bundeswettbewerb „Rechte haben macht den Unterschied“ recht spät beworben und nach einer gemeinsamen Anstrengung bundesweit gewonnen. „Ich war sehr überrascht und arbeite auch heute noch damit im Unterricht.“ Egal, ob es die Teile über Behinderung, Frauen oder Homosexualität sind, Brücken bauen besitzt eben immer noch Aktualität.

In Ewald Gutmanns Kopf scheinen beständig neue Ideen zu sprießen. Heuer in der Fastenzeit war es „Ungeschminkt“, ein Projekt, das Form annahm, als einige Mädchen der dritten Klasse ihn fragten, ob ihr Gesicht auch ohne Schminke noch in Ordnung sei. Die Frage, was ungeschminkt leben bedeutet, begann immer stärker in den Vordergrund zu treten, bis daraus ein ganzes Projekt entstand, eben „Ungeschminkt“. Zum Schluss drehten elf Schülerinnen einen Film darüber, wie sie zu Hause leben. „Ich war beeindruckt, wie viel sie von sich hergegeben haben.“

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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