Religionslehrer mit Esprit | Teil 06
Reden wir doch einfach wieder, Herr Kopfauf
In Religion kann ich ein Problem aufarbeiten, das auftaucht, denn da muss ich nicht unbedingt einen Lehrstoff weiterbringen.“ Das sieht Erich Kopfauf, Lehrer für Religion, Bewegung und Sport in Pöllau, als eine der großen Chancen seines Faches. „Die Schule ist ein Ort, wo Kommunikation stattfindet, und wir Religionslehrer können uns hier voll einbringen.“
Die Karriere des 1965 Geborenen war allerdings untypisch. Denn zuerst hat er Maler und Tapezierer gelernt und ist zehn Jahre lang LKW gefahren. Er hat eine Familie gegründet, ein Haus gebaut. Erst durch die Mitarbeit in der Pfarre Weiz machte er die Erfahrung, dass ihn die Arbeit mit jungen Menschen interessieren könnte. „Die Jugendlichen haben mich oft Jahre nach dem Firmunterricht angesprochen, und ich hatte immer mehr das Gefühl, das könnte etwas für mich sein.“ Also schloss er die Ausbildung zum Religionslehrer ab. Neben dem Unterrichten machte er auch das Lehramt für Bewegung und Sport dazu.
Die Entscheidung hat er nie bereut. „Es ist sehr schön, aber auch anstrengend.“ Denn er stößt an seine Grenzen, wenn er seine Botschaft „rüberbringen“ will und die Konzentration der Schüler nachlässt.
Was er heute macht, hat allerdings Seltenheitswert: Er unterrichtet nicht nur seine Fächer, sondern ist auch Klassenvorstand einer vierten Klasse an der Hauptschule 2 in Pöllau. Dazu kommt eine Lehrverpflichtung an der Polytechnischen Schule in Weiz. Als Religionslehrer eine Klasse zu führen ist zwar durchaus möglich, aber sehr aufwändig, weil administrativ so viel zu tun ist. Was er dafür als Klassenvorstand einbringt? Er hat oft mehr Zeit, sich den Problemen der Schüler zu widmen, als Kollegen, die Hauptfächer unterrichten.
In seiner Klasse im zweiten Stock geht es manchmal recht locker zu, aber nicht nur. Disziplin muss sein, macht aber auch in einem Ort wie Pöllau immer größere Schwierigkeiten. Trotz dieser Dinge wissen die Schüler durchaus zu schätzen, was ihr Religionslehrer zu bieten hat, und wollen es auch. „Eine Schülerin in Graz sagte vergangenes Jahr zu mir: ,Reden wir wieder ...‘ Für mich gibt es deshalb keinen wichtigeren Gegenstand als Religion.“
Mit seinem Zweitfach Bewegung und Sport schafft er diese Verbindung zum Alltäglichen, die für Erich Kopfauf so wichtig ist. Momentan bereitet er gerade die Sportwoche für nächstes Jahr vor und holt tolle Angebote ein, vielleicht Raften. Religion muss den Weg zum Leben der Jugendlichen finden. Das gelingt einem „Relilehrer“, der sich manchmal auch die E-Gitarre umhängt, sicher.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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